Börsen-Zeitung: Premiere verliert Galionsfigur Kommentar zum abrupt angekündigten Abschied von Premiere-Chef Georg Kofler, von Björn Godenrath.
Frankfurt (ots)
Es ist das Ende einer Ära - der Abschied erfolgt abrupt, wenn auch nicht vollkommen überraschend. Mit Premiere-Chef Georg Kofler wirft Deutschlands profiliertester TV-Manager hin. Der Abschied ist endgültig, kehrt er der Medienszene doch vollkommen den Rücken. Eine gewisse Amtsmüdigkeit hat den Dynamiker ergriffen, der in 25 Jahren jede Facette des TV-Geschäftes kennen gelernt und geprägt hat. Seine unterhaltsame Außendarstellung wird fehlen, was primär die von ihm aufgepäppelte Premiere zu spüren bekommt. Kofler selbst wird sich eine Auszeit gönnen und sich dann dem Gründergeschäft widmen - übrigens ohne die Assistenz von Private Equity.
So mancher in der Branche wird aufatmen, war Kofler doch nicht nur Galions-, sondern auch Reizfigur. "Gute Nacht, Bundesliga", stöhnte Bayern-Manager Uli Hoeneß unlängst in Anbetracht des wiedererstarkten Verhandlungspartners. Diese Ohnmacht signalisiert, wie schlecht die DFL positioniert ist, um für das Bundesliga-Paket mehr zu verlangen. International bewegt sich die Liga auf dem Niveau von Portugal und Rumänien, das rechtfertigt keine Prämie. Mit den Überlegungen zur Abschaffung respektive Verkürzung der Winter- und Sommerpause sowie der Aufsplittung von Spieltagen anhand des Vorziehens einzelner Anstoßzeiten ließe sich aber ein attraktiveres Pay-TV-Angebot schnüren.
Das sind gute Voraussetzungen für den neuen Premiere-Chef Michael Börnicke, auch wenn die Börse mit einem Minus von 3% zunächst einmal ein Misstrauensvotum aussprach. Von Vorteil ist für Börnicke, dass er Premiere in- und auswendig kennt und mit seinem eher dezenten Auftreten Signale der Entspannung senden kann. Mit dem Ausscheiden des Rivalen Arena gerät Premiere sowieso in ruhigeres Fahrwasser, auch wenn es dauerhaft problematisch bleibt, mit der Ware Fußball angesichts horrender Lizenzkosten Geld zu verdienen. Dies ist das Kardinalproblem im Pay TV, das perspektivisch nur über eine zumindest moderate Beschneidung der "Sportschau" gelindert werden kann.
Für Premiere-Aktionäre kann Koflers Exit indes ein Happy End haben. Stimmen die Signale, steigt ohne den bekannterweise kompromisslosen Manager die Übernahmewahrscheinlichkeit. Wurde bei europäischen Pay-TV-Transaktionen bislang ein Preis von 760 Euro pro Abo bezahlt, wird ein Premiere-Kunde derzeit nur mit 550 Euro bewertet.
(Börsen-Zeitung, 14.8.2007)
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