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Börsen-Zeitung: Der Gewinntrend entscheidet, Kommentar von Christopher Kalbhenn zur gegenwärtigen Situation an den Aktienmärkten

Frankfurt (ots)

Auch wenn sich die Aktienmärkte am Mittwoch
deutlich weiter erholt haben, dürften die nächsten Wochen von 
Verunsicherung geprägt bleiben. Für Dividendentitel wird sich der 
Spielraum nach oben zumindest für die nächste Zeit wahrscheinlich in 
engen Grenzen halten. Denn die Subprime-Krise und ihre Folgen haben 
den Anlegern einen gehörigen Schrecken eingejagt. Vor allem aber hat 
sich das extrem günstige Umfeld, das den jahrelangen Bullenmarkt 
getragen hat, deutlich eingetrübt. Wichtige Voraussetzungen der Rally
- darunter eine üppige Liquidität, extrem günstige 
Refinanzierungskonditionen und der M&A-Boom - sind weggefallen.
Ob der Bullenmarkt damit am Ende ist, ist jedoch noch offen. Denn 
es gibt auch positive Faktoren, die für die Aktienmärkte sprechen. 
Nach wie vor befindet sich die Weltwirtschaft auf einem soliden 
Wachstumspfad. Impulse gehen dabei nicht zuletzt vom Boom der großen 
Schwellenländer unter Führung von China aus. Deutlich belegt wird das
durch die jüngste Leitzinserhöhung der chinesischen Notenbank. 
Außerdem sind die europäischen Aktienmärkte - anders als vor dem 
Beginn des großen Crashs im Jahr 2000 - moderat, nach den jüngsten 
Kursrückgängen sogar wieder leicht günstig bewertet. Auf Basis der 
Schätzungen für das nächste Jahr liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des
Dax lediglich bei knapp 12. Das schafft schon wieder leichten 
Spielraum nach oben, zumal die Gewinnerwartungen des Marktes immer 
noch nach oben tendieren. Ein weiterer deutlicher Schwächeanfall 
würde vor diesem Hintergrund eher auf gute Einstiegsgelegenheiten 
hindeuten als auf den Beginn eines lang anhaltenden Bärenmarktes.
Eben die Entwicklung der Unternehmensgewinne ist indes der 
Knackpunkt. Solange nicht klar ist, dass die Krise eingedämmt werden 
kann, steht das Risiko im Raum, dass über kurz oder lang die 
Gewinnerwartungen deutlich zurückzuschrauben sein werden und 
letztlich dann auch der Ergebnisentwicklungstrend ins Negative dreht.
Dies würde dem bald viereinhalb Jahre alten Bullenmarkt definitiv das
Genick brechen und die Bären an die Macht bringen. Erst wenn die 
Marktteilnehmer überzeugt sind, dass die Subprime-Krise keine 
gravierenderen realwirtschaftlichen Folgen haben wird, werden die 
Ampeln an den Aktienmärkten wieder auf Grün umschalten.
(Börsen-Zeitung, 23.8.2007)

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