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Börsen-Zeitung: Kein Grund zum Jubeln, Kommentar von Silke Stoltenberg zur jüngsten Rekordfahrt und zu den Aussichten des Euro

Frankfurt (ots)

Der Euro hat sich zum Profiteur der
Subprime-Krise gemausert und seine Ende Juli unterbrochene 
Rekordfahrt fortgesetzt. Damit hat sich das Blatt bei den Devisen im 
Vergleich zum August komplett gewendet. Obwohl die Wurzeln des 
Hypotheken-Übels in den Vereinigten Staaten stecken, hatten die 
Anleger durch Kapitalrückführungen den Dollar zu Beginn der 
Marktunruhen in die Höhe getrieben. Nun dagegen steht den Investoren 
vor allem die Furcht vor einem Einbruch der US-Konjunktur durch das 
Desaster am Immobilienmarkt ins Gesicht geschrieben. Seit dem 
überraschenden Rückgang der Beschäftigungszahl - zum ersten Mal seit 
vier Jahren - wuchern zudem wilde Spekulationen über kräftige 
Zinssenkungen der US-Notenbank als lebenserhaltende Maßnahme für die 
Wirtschaft.
Die seit August sprunghaft gestiegene Nervosität der Anleger ist 
auch der Grund dafür, warum der Yen so kräftig zulegen konnte. Denn 
Anleger lösen Carry Trades auf, was eine starke Nachfrage nach der 
japanischen Finanzierungswährung dieser spekulativen Geschäfte nach 
sich zieht. Der Rücktritt von Ministerpräsident Shinzo Abe ließ den 
Yen jedoch zeitweise wieder schwächeln.
Dem Euro dagegen bescheinigen Währungsexperten eine rosige 
Zukunft. Er könnte sich auf bis zu 1,44 Dollar in den nächsten 
Monaten verteuern, schwärmen Optimisten. Antriebskraft für einen 
Höhenflug wäre in erster Linie eine andauernde Schwäche beim 
Greenback. Sollte die Fed tatsächlich die geldpolitischen Zügel 
lockern, würde die US-Währung ihren Sex-Appeal durch den 
Zinsvorsprung verlieren. Der Euro könnte dagegen anziehender werden, 
da die für September geplante Zinserhöhung momentan als aufgeschoben,
aber nicht aufgehoben gilt.
Aber - die Prognosen der Analysten für die Gemeinschaftswährung 
sind kein Grund zum Jubeln. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird 
die Wirtschaft der Eurozone nicht wie die Währung als Krisenprofiteur
dastehen - im Gegenteil. Die Ängste der Anleger vor einer Rezession 
in den USA mögen übertrieben sein - noch ist aber völlig unklar, ob 
und welche Rückstöße der Weltkonjunktur durch die Turbulenzen an den 
Finanzmärkten, die Klemme bei den Interbankenkrediten und neue 
Subprime-Hiobsbotschaften drohen. Die zunehmend besorgten Töne von 
Notenbankern und Politikern sprechen Bände!
(Börsen-Zeitung, 13.9.2007)

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