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Börsen-Zeitung: Allianz schmieden, Kommentar zum Vorhaben der Europäischen Kommission, den Wettbewerb bei Strom und Gas durch eine Aufspaltung der Energiekonzerne zu stärken von Christof Roche

Frankfurt (ots)

Zuletzt war es Microsoft aus den USA, jetzt sind
Europas Energiekonzerne dran. Die Europäische Kommission macht Druck,
um über mehr Wettbewerb, mehr Wahlfreiheit und niedrigere Preise beim
Bürger zu punkten. Zu stark, so ihr Vorwurf, ist die Vormachtstellung
von Eon, EdF oder Eni, um die Konkurrenz in die nationalen Gas- und 
Stromnetze zu lassen. Geht es nach dem Willen der EU-Behörde, sollen 
die Platzhirsche eingefangen und zerlegt werden.
Doch ein Selbstläufer wie Microsoft wird der Aufmarsch gegen die 
Energiekonzerne nicht werden. Hatte die Kommission bei der 
Softwareschmiede das alleinige Sagen, müssen bei der angepeilten 
Marktöffnung Regierungen und Parlament mitspielen. Schon jetzt haben 
Deutschland und Frankreich unmissverständlich klargemacht: Mit ihnen 
ist die eigentumsrechtliche Entflechtung der Versorger nicht zu 
machen. Doch für diese klassische Allianz ist höchste Vorsicht 
geboten. Zum einen, weil es an anderer Stelle mächtig knirscht, wie 
die Attacken aus Paris auf den Sparkonsens in Euroland und die EZB 
zeigen, die Berlin nicht akzeptiert. Zum anderen, weil Frankreichs 
Staatspräsident Nicolas Sarkozy unberechenbar ist. Nur zur 
Erinnerung: Der französische Staat hält an EdF sowie GdF/Suez hohe 
Beteiligungen, die auch über eine Aufspaltung nicht ausgehebelt 
werden. Anders als in Deutschland, wo nach einer Entflechtung von Eon
& Co die abgetrennten Netze allein dem Renditebestreben unterlägen, 
ist Paris über seine Kontrollanteile in der Lage, den Gleichlauf 
seiner Energieunternehmen fortzuschreiben.
Einem Machtpolitiker wie "Super-Sarko", der seine Versorger 
selbstredend als europäische Champions sieht, kann ohnehin nichts 
Besseres widerfahren, als die deutsche Konkurrenz über die 
europäische Schleife auszuschalten. Zumal, und das ist ein echter 
Trumpf, er und alle anderen die Karten zur Entflechtung erst nächstes
Jahr auf den Tisch legen müssen, wenn das Energiepaket zur 
Verabschiedung ansteht - und Paris mit der EU-Präsidentschaft die 
Fäden zieht.
Die Zeiten, in denen sich ein Kanzler Gerhard Schröder blind auf 
die Unterstützung seines Pariser Pendants, Jacques Chirac, verlassen 
konnte, sind passé. Berlin muss rechtzeitig eine neue Allianz 
schmieden, um bei dem Versuch, den Wettbewerb auf Europas 
Energiemärkten zu forcieren, am Ende nicht ohne Mitstreiter 
dazustehen.

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