Börsen-Zeitung: Schlechte Eigenwerbung, Kommentar zu den tiefroten Zahlen und Entlassungen bei UBS von Daniel Zulauf
Frankfurt (ots)
"Der One-Firm-Ansatz erfordert eine Investmentbank, die erfolgreich und profitabel ist", begründete UBS-Chef Marcel Rohner seine Entscheidung, in diesem für den Milliardenverlust verantwortlichen Teil der Bank gleich 1500 Leute zu entlassen. Eine Investmentbank, die tiefrote Zahlen schreibt und international negative Schlagzeilen liefert, bedeutet - so lässt sich der Satz auch interpretieren - einen Imageverlust für die Marke UBS und ist somit schlecht für das tragende Vermögensverwaltungsgeschäft des Konzerns.
Im Wissen um die Gefahr, Geschäfte mit stark unterschiedlichen Risikoprofilen unter einer Dachmarke zu betreiben, sucht die UBS seit Jahren nach Rezepten für ein risikoarmes Wachstum, das auch die hungrigen Aktionäre zufrieden stellt. Amerikanische Hypotheken für zweitklassige Schuldner galten lange Zeit als ideales Feld dafür. Gut gestreut über das ganze Land, dachte man nicht nur in der UBS, ließen sich die Risken dieser Papiere "wegdiversifizieren".
Mehr Rendite bei wenig Risiko: Die UBS, die nach der Erwartung ihrer Aktionäre ein Eigenkapital von über 50 Mrd. sfr mit über 20% verzinsen muss, hat diese Formel voll ausgespielt. In den vergangenen fünf Jahren hat der Konzern die Bilanzsumme Jahr für Jahr um etwa 15% oder durchschnittlich 200 Mrd. sfr ausgeweitet. Auf jeden Franken Eigenkapital kam jährlich etwas mehr Fremdkapital dazu. Mit dieser Hebelmechanik konnte die Bank jedes Jahr größere Wetten eingehen und ein überproportionales Gewinnwachstum zeigen.
Jetzt zeigen sich schon beim ersten richtigen Gewitter die Grenzen dieser Strategie. Die Bank war nicht in der Lage, die eingegangenen Risiken richtig zu bewerten. Deshalb hat sie auch so viel Geld in Subprime-Produkte investiert. Eine Bank, die Risiken nicht bewerten kann, macht als Vermögensverwalterin keine gute Werbung in eigener Sache. Kein Alinghi-Sieg kann diese Fehlleistung kompensieren.
Marcel Rohner sucht jetzt nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Pessimismus ist angebracht, denn die Vergangenheit zeigt, dass auch die ausgeklügeltste Risikokontrolle immer wieder versagt. Das beste Rezept für mehr Sicherheit ist vermutlich mehr Zurückhaltung. Eine solche Erkenntnis den Aktionären zu vermitteln ist freilich ungleich schwieriger als die Bekanntgabe einer zwar großen, aber "einmaligen" Wertberichtigung.
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