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Börsen-Zeitung: Das klassische Börsenmuster, Kommentar zu den Aktienmärkten von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nicht ganz unpassend haben Beobachter die
aktuelle Situation an den Aktienmärkten mit dem Titel "Crisis? What 
Crisis?" eines Albums von Supertramp verglichen. Als gäbe es die 
Schäden der US-Immobilienkrise und ihre Risiken für die 
Weltwirtschaft nicht, sonnen sich die Indizes wieder in luftigen 
Höhen. Die Emerging Markets haussieren. Selbst an der Wurzel allen 
Übels, in Amerika, hat ein so wichtiger Index wie der Dow Jones einen
Rekord aufgestellt. Am Freitag hat der amerikanische 
Arbeitsmarktbericht genügt, um den Dax wieder auf die Schwelle von 
8000 steigen zu lassen.
Tatsächlich entspricht das Geschehen einem klassischen 
Börsenverlaufsmuster. Der kräftige Kursaufschwung ereignete sich just
in der Phase, in der die Immobilienkrise samt ihren möglichen Folgen 
in den schwärzesten Farben gemalt wurde. Einen guten Schnitt haben 
damit diejenigen gemacht, die in der Lage waren, sich davon nicht 
beeindrucken zu lassen und gegen den Strom zu schwimmen ("Kaufen, 
wenn die Kanonen donnern"). Zudem kommen die positiven fundamentalen 
Rahmenbedingungen wieder zum Tragen, die in den Wochen zuvor etwas in
Vergessenheit geraten waren. Dazu zählt das immer noch recht gute 
Weltwirtschaftswachstum, das nicht zuletzt durch den Boom in den 
Schwellenländern getragen bzw. abgefedert wird. Bei gutem Wachstum 
auch der Unternehmensgewinne sind die Bewertungen in vielen Märkten 
noch moderat. Nach wie vor wollen zudem riesige Liquiditätsbestände 
beispielsweise aus China oder den Erdöl exportierenden Ländern 
angelegt werden.
Allerdings sollten auch die Risiken nicht übersehen werden. Vor 
allem in Asien sind Übertreibungserscheinungen zu beobachten, die 
sich keineswegs nur auf die festlandchinesischen Märkte beschränken. 
Die Zinssenkung der US-Notenbank, die viel zu dem aktuellen 
Kursaufschwung beigetragen hat, könnte letztlich zum Bumerang werden,
weil sie Marktakteure dazu verleitet, im Vertrauen auf 
Notenbankeingriffe höhere Risiken einzugehen.
Damit könnte die Basis für sehr heftige Rückschläge in der Zukunft
gelegt sein. Bereits jetzt haben einige Märkte, insbesondere die 
chinesischen, Niveaus erreicht, die keinerlei Hiobsbotschaften 
bezüglich Wachstum, Unternehmensgewinnen oder Inflation verkraften 
können, ohne größere Schäden zu erleiden.

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