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Börsen-Zeitung: Blindes Vertrauen in die Fed Kommentar zur Erwartung einer Leitzinssenkung der Fed am Mittwochabend, von Dieter Kuckelkorn.

Frankfurt (ots)

"Derzeit befindet sich die Volkswirtschaft noch
nicht in der Rezession." Dies teilte der damalige Chairman der 
Federal Reserve, Alan Greenspan, am 2. Oktober 1990 während einer 
internen Sitzung der Fed mit. Später stellte das National Bureau of 
Economic Research fest, dass die Rezession in den USA bereits im Juli
1990 begonnen hatte.
Aktuell sind in den USA drei Faktoren am Werk, die in Kombination 
das Zeug haben, die größte Volkswirtschaft der Welt in die Rezession 
zu stürzen: Die Krise auf dem Immobilienmarkt, die Kreditverknappung 
und der Ölpreis. Ob und wann diese Faktoren zu negativem Wachstum 
führen werden, vermag niemand vorauszusagen - schließlich hat selbst 
Greenspan des Öfteren danebengelegen.
Diese Unsicherheit wie auch der enorme Druck, der aktuell von der 
Wall Street auf den amtierenden Fed-Chairman Ben Bernanke ausgeübt 
wird, lassen erwarten, dass der Offenmarktausschuss der Fed am 
Mittwochabend eine Leitzinssenkung verkünden wird. Die Aktienmärkte 
nehmen das schon vorweg und reagieren positiv. Die Rally an den 
Emerging Markets und die Carry Trades am Devisenmarkt zeigen ferner 
an, dass die Anleger erneut recht unbekümmert in risikoreiche Assets 
strömen. Das momentan fast blinde Vertrauen vieler Investoren in die 
Fed ist überraschend. Schließlich müsste sich auch an Wall Street 
herumgesprochen haben, dass eine Zinssenkung wegen der großen 
Wirkungsverzögerung von rund neun Monaten nur sehr begrenzt zur 
Bekämpfung von Rezession taugt.
Eine zumindest aus Sicht der übrigen Welt weniger erwünschte 
Wirkung der Zinssenkungen der Fed ist dagegen schon jetzt klar 
erkennbar: Der Dollar gerät immer stärker unter Druck, was mit Blick 
auf das nach wie vor hohe Leistungsbilanzdefizit der USA und die 
umfangreichen weltweit im Dollar gehaltenen Währungsreserven eine 
potenziell gefährliche Entwicklung darstellt. Zudem sorgt der Verfall
des Außenwerts des Greenback dafür, dass über den steigenden Ölpreis 
die US-Konjunktur zusätzlich abgedämpft wird.
Alles in allem besteht kein Anlass dazu, aufgrund der 
bevorstehenden Zinssenkung übermütig zu werden. Die konjunkturelle 
Lage ist schwierig, die Folgen der Finanzkrise sind noch nicht 
bewältigt und mit der Dollarschwäche ist ein zusätzliches Element der
Unsicherheit für die Märkte entstanden.
(Börsen-Zeitung, 30.10.2007)

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