Börsen-Zeitung: Der VÖB wird noch gebraucht Kommentar zum neuen Präsidenten des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Siegfried Jaschinski, von Bernd Wittkowski.
Frankfurt (ots)
Der Sturm im Wasserglas ist beendet, und der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) hat einen neuen Präsidenten: Siegfried Jaschinski. Das hätten die zusammen mit den Förderbanken im VÖB organisierten Landesbanken auch geräuschärmer haben können. Aber erstens geht es in den dezentralen Verbünden - die Kreditgenossen wissen ebenfalls ein Lied davon zu singen - nicht ohne internen Knatsch, und zweitens liegt für die öffentlich-rechtliche Finanzgruppe die Betonung traditionell auf dem "öffentlich": Das Publikum soll auch was davon haben, und dieses weiß den Unterhaltungswert, den ein vergleichsweise langweiliger, stromlinienförmig organisierter Konzern gar nicht bieten kann, ja auch durchaus zu schätzen.
Zum konkreten Fall: Da kamen die Landesbankchefs zwischenzeitlich überein, dass keiner aus ihrem Kreis für die VÖB-Präsidentschaft in Nachfolge für den abberufenen WestLB-Chef Thomas Fischer kandidieren solle. Man hätte viel Geld darauf setzen können, dass dieses zufällig in Abwesenheit Jaschinskis entstandene Meinungsbild den Weg in die Öffentlichkeit finden würde - ein klares Misstrauenssignal gegen den Vorstandsvorsitzenden der LBBW. Der wird einigen Kollegen langsam, aber sicher etwas zu mächtig. Die größte Landesbank sind die Stuttgarter ohnehin längst, nach der Mainzer LRP werden sie sich bald die Sachsen LB einverleiben und, ginge es nach ihnen und den Sparkassen, auch noch die WestLB (was NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers freilich um fast jeden Preis verhindern wird). Darf man also deren Chef auch noch zum Verbandsoberen küren? Vor diesem Hintergrund ging die Wahl bemerkenswert glatt über die Bühne. Neuerliche Begleitmusik blieb aus. Bei allen Rivalitäten dämmerte den Landesbankern gerade noch, dass ein von einem Vertreter der Förderinstitute geführter VÖB auch (nur) als Förderbankenverband wahrgenommen würde. Als Gegengewicht zu dem von regionalen Sparkassenverbänden und Landesbanken getragenen Dachverband DSGV wäre der VÖB damit ausgefallen. So weit wollte man es dann doch nicht kommen lassen, schließlich herrscht auch zwischen den Sparkassen und ihren Spitzeninstituten nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Der VÖB ist also noch für etwas zu gebrauchen: lieber bis auf Weiteres eine etwas unübersichtliche Verbändestruktur im öffentlich-rechtlichen Verbund als gar keine eigene Interessenvertretung der Landesbanken.
(Börsen-Zeitung, 20.11.2007)
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