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Börsen-Zeitung: V wie Victory, Kommentar zumm Visa-Börsengang von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Das Ticker-Symbol "V" steht für Victory, nicht
für Vertrauenskrise. Visa hat beim größten Börsengang der 
US-Geschichte die Rekordsumme von 18 Mrd. Dollar eingesammelt. Visa 
wagt den Start in New York inmitten stürmischer Zeiten auf den 
Aktienmärkten in der Finanzkrise. Bei 15facher Überzeichnung lag der 
Ausgabepreis der Kreditkarten-Aktie mit 44 Dollar über der Spanne von
37 bis 42 und der erste Kurs bei fast 60 Dollar. Das ist Balsam auf 
die Wunden der Marktakteure. Ein Fanal für eine Welle von 
Börsengängen ist dieses Initial Public Offering (IPO) nicht.
Große Tanker kommen auch bei stürmischer See gut durch. Wenn sie 
als "Schnäppchen" daherkommen, erst recht. Liquidität in der Aktie 
und ein Volumen, das jeden Marktteilnehmer zwingt, sich den Wert 
anzuschauen, sind die Erfolgsfaktoren. Das als risikoarm geltende 
Geschäftsmodell, der Druck der Banken als Visa-Gesellschafter und die
vollen Taschen der Investoren auch außerhalb der USA sorgen für 
gewaltigen Appetit. Geld ist da: 60% der Summe, die die US-Notenbank 
zur Risikoabschirmung von Bear Stearns zusagte, sackt Visa problemlos
ein. Deren Geschäft floriert auch dann, wenn Banken Geld horten - 
Visa übernimmt keine Schuldner-Risiken. Vor allem: Visa kommt mit 
einem Discount von 20% zu Mastercard, die seit dem IPO vor zwei 
Jahren 440% zugelegt hat. Für die globalen Banken, die nahezu 200 
Mrd. Dollar Abschreibungen verkraften mussten und auf die noch viel 
zukommt, ist das IPO ein Tropfen auf den heißen Stein. Da Visa über 
10 Mrd. Dollar für den Rückkauf eigener Aktien von den 13000 
Mitgliedsbanken nutzen will, erhalten diese immerhin eine willkommene
Geldspritze.
Gebühreneinnahmen aus Börsengängen gehen Banken dieses Jahr 
ansonsten durch die Lappen. Schwergewichte sind nicht in Sicht. Für 
den deutschen Markt waren Banker frohgemut, in 20 IPOs mehr als 20 
Mrd. Euro einsammeln zu können. Doch große Kandidaten haben sich 
kleinlaut zurückgezogen. Für Evonik wird ein Ankerinvestor abseits 
der Börse gesucht, die HSH Nordbank sucht die erforderlichen frischen
Mittel über "Wandeleinlagen" statt am Markt, das Talanx-IPO steht in 
den Sternen, und Berlin setzt die Deutsche Bahn nicht auf die 
Schiene. Zwar ist die Pipeline voll mit kleineren Kandidaten, die 
reif für die Börse sind. Doch ist die hochvolatile Börse nicht reif 
für diese Kandidaten.

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