Börsen-Zeitung: Lachnummer und Trauerspiel, Kommentar zur IKB-Gewinnwarnung von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Die gute Nachricht im Fall IKB: Bei 100% ist Schluss. Wenn die Portfolio-Investments in voller Höhe abgeschrieben oder unter Realisierung von Verlusten verkauft sind, dann war's das. Schlimmer kann es an der Stelle nicht kommen. Und bis dahin ist es nicht mehr weit. Der "risikoreiche" Teil von 3 Mrd. Euro ist schon zu 70% abgesichert. Bei dem als "sicherer" - man beachte den Komparativ - eingestuften Portfolio in fast gleicher Höhe liegt die Nulllinie noch in größerer Ferne, doch erreichen die Bewertungsverluste auch hier bereits durchaus ansehnliche Dimensionen.
Auch für die IKB-Anteilseigner scheint hinter schlechten Nachrichten Tröstliches hervor. Denn hier gilt ebenfalls: Mehr als 100% geht nicht. Ein Aktienkurs kann nicht ins Negative rutschen. Wer - als privater Investor - den bisherigen MDax-Wert z.B. zum 52-Wochen-Hoch von 31,20 Euro gekauft hat, der kann nur diese 31,20 Euro verlieren. Eine Nachschusspflicht gibt es nicht. Angesichts des jüngsten Zwischentiefs von 4,36 Euro lässt sich auch insoweit sagen: Das Elend muss bald ein Ende haben.
Sogar der Bundesfinanzminister, der Haushaltslöcher als Folge der Marktverwerfungen gerade noch vehement bestritten hat, kann sich mit der 100%-Regel Mut machen: Mehr als jene 800 Mill. Euro, die er aus dem Verkauf der - in Wahrheit unverkäuflichen - IKB eingeplant hat, können ihm hier an Einnahmen nicht durch die Lappen gehen. Er hätte auch großzügig das Doppelte oder vorsichtig nur die Hälfte kalkulieren können - bei null Einnahmen wäre immer Schluss. Dummerweise würde sich Peer Steinbrück mit dieser Schönrechnerei nicht weit über die Osterfeiertage hinaus retten können. Denn für Kapitalhilfen, Risikoschirme oder Verlustübernahmen - etwa via KfW - greift die 100%-Regel nicht: Die können sich, wie die Erfahrung lehrt, sogar vervielfachen. Und anders als eine Aktiennotierung kann ein Kaufpreis sehr wohl ins Negative drehen: wenn nämlich Steinbrück einem Käufer noch Geld wird mitgeben müssen, damit er ihm die IKB abnimmt.
Etwas viel Ironie? Mag sein. Aber der Grat zwischen Lachnummer und Trauerspiel ist mitunter verdammt schmal. Nach allem, was die IKB dem steuerzahlenden Publikum seit Juli 2007 zugemutet hat, ist er besonders schmal. Und es wäre gerade in diesem Fall nicht das erste Mal, dass die Satire von der Realität noch überholt wird.
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