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Börsen-Zeitung: Kampf ums Überleben Kommentar zum Zusammenschluss der US-Airlines Delta und Northwest, von Peter Olsen.

Frankfurt (ots)

Seit nunmehr 30 Jahren ist der Luftverkehr in
den USA dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Die Deregulierung hat
den Wettbewerb erwartungsgemäß intensiviert und die Preise in Schach 
gehalten. Dennoch funktionierte der Marktmechanismus in dieser Zeit 
nur ungenügend, denn eigentlich sollten Marktteilnehmer und damit 
Kapazitäten ausscheiden, wenn sie nicht konkurrenzfähig sind. Die 
Möglichkeit, unter Chapter 11 der US-Konkursordnung über Jahre 
Gläubigerschutz zu genießen und somit zu überleben, nutzten in den 
vergangenen Jahren nach dem 11.September 2001 eine ganze Reihe großer
US-Airlines - auch Delta und Northwest.
Natürlich wurde unter Insolvenzrecht an den Strukturen gefeilt, 
Kosten wurden reduziert - aber die Überkapazitäten blieben. Gerade 
erst aus Chapter 11 entlassen, geraten die US-Fluggesellschaften 
schon wieder in heftige Turbulenzen. Die rekordhohen Treibstoffpreise
bei gleichzeitig erkennbarer Nachfrageabschwächung im umkämpften 
Inlandsflugverkehr lassen nachhaltige Gewinne am Horizont 
entschwinden. Merrill Lynch schätzt, dass die acht größten 
US-Airlines im ersten Quartal dieses Jahres zusammen 1,4 Mrd. Dollar 
Verlust eingeflogen haben. Vor diesem Hintergrund ist der 
beabsichtigte Zusammenschluss von Delta und Northwest eine seit 
langem erwartete logische Entwicklung. Und man muss kein Prophet 
sein, um weitere Fusionen in den Staaten - z.B. von Continental und 
dem Lufthansa-Partner United - vorherzusagen.
Aber auch hier gilt, wenn zwei Schwache zusammengehen, muss daraus
noch lange nichts Starkes entstehen. Für das Gelingen des 
Zusammenschlusses von Delta und Northwest spricht im Wesentlichen, 
dass Delta-Chef Richard Anderson, der auch bei dem neuen 
Branchenprimus an der Spitze stehen wird, in beiden Gesellschaften 
Führungsverantwortung wahrgenommen hat. Eine Garantie für den 
Fusionserfolg aber ist das nicht.
Für die Konzentration im europäischen Fluggeschäft bedeuten die 
(inner-) amerikanischen Entwicklungen relativ wenig. Auf dem Alten 
Kontinent gilt es noch immer, nationale Egoismen der wirtschaftlichen
Vernunft zu opfern, wie es der Schweiz mit der Abgabe von Swiss an 
die Deutsche Lufthansa gelang. Mit der Wahl von Silvio Berlusconi zum
neuen italienischen Regierungschef wird dagegen Alitalia wieder 
stärker zum Spielball der Politik.
(Börsen-Zeitung, 16.4.2008)

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