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Börsen-Zeitung: Inflation das neue Problem, Börsenkommentar "Der Marktplatz" von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Wie sich die Muster doch gleichen. Kaum legt die
Citigroup ein neues, großes Milliarden-Abschreibungspaket samt einem 
Horror-Quartalsverlust von 5,1 Mrd. Dollar vor, schnellt ihr Kurs und
mit ihm der gesamte Bankensektor an der Börse nach oben. Nicht anders
hat vor kurzem auch der Kurs der UBS reagiert, als das Schweizer 
Institut neue Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe 
publiziert hatte. Der Markt honoriert, dass die Fakten auf den Tisch 
kommen. Mehr noch: Die Hoffnung gewinnt zunehmend an Boden, dass die 
Abarbeitung des Wertberichtigungsbedarfs der Branche weitgehend 
abgeschlossen ist und somit auch das Ende der Krise naht.
An den Credit-Märkten drückt sich das in deutlich gesunkenen 
Spreads aus. Damit korrespondieren am Aktienmarkt kräftige 
Kurssteigerungen, wodurch auch die Hoffnung genährt wird, dass der 
Dax die Bodenbildung um 6500 schafft, um dann im weiteren 
Jahresverlauf deutlicher zuzulegen.
Die Kurse bzw. die sich darin ausdrückende Stimmungslage der 
Marktakteure legen damit einmal mehr die schon seit Monaten zu 
beobachtende hohe Volatilität an den Tag. Noch vor kurzem hat der 
Quartalsbericht der General Electric eine ganz andere Wirkung 
entfaltet bzw. die Börsen weltweit kräftig unter Druck gesetzt. 
Während die Berichte der Bankenbranche und das z.B. bei der Hypo Real
Estate demonstrierte Kaufinteresse von Großinvestoren als Signal für 
ein bevorstehendes Ende der Malaise interpretiert werden, geht von 
General Electric aus Sicht des Marktes das Signal aus, dass die 
Nicht-Finanzsektoren die Folgen der Krise nun stärker zu spüren 
bekommen. Tatsächlich haben zuletzt einzelne Industrieunternehmen 
negative Akzente gesetzt, darunter Philips und insbesondere Nokia.
Trotz der vielversprechenden Signale einer Bodenbildung müssen 
sich die Anleger auf anhaltend starke Schwankungen und 
Kursrückschläge einstellen. Denn abgesehen davon, dass ein Teil der 
Kursgewinne vom Wochenschluss auf die erheblichen Short-Positionen 
gerade im Finanzsektor zurückzuführen ist, die eingedeckt werden 
mussten, wird die Berichtssaison in den kommenden Wochen noch 
reichlich Gelegenheiten für Irritationen bieten. Der Kalender der 
nächsten Tage ist jedenfalls prall gefüllt. Im Finanzsektor werden 
sich u.a. noch Bank of America (Montag) und Credit Suisse 
(Donnerstag) dem Markt mit Zahlen stellen. Außerdem rückt jetzt 
verstärkt der Pharma-Sektor in den Fokus, u.a. mit Merck&Co sowie 
Novartis am Montag, Glaxosmithkline und der Darmstädter Merck am 
Mittwoch sowie AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb am Donnerstag. 
Unter den Dax-Gesellschaften melden sich darüber hinaus noch Infineon
(Mittwoch), Bayer und BASF (Donnerstag) sowie Lufthansa (Freitag) zu 
Wort. Nicht zu vergessen die prominenten US-Technologienamen Apple 
(Mittwoch) sowie Microsoft (Donnerstag).
Außerdem werden die Marktakteure weiterhin die Konjunkturdaten und
dabei insbesondere den US-Immobilienmarkt im Auge behalten müssen. 
Noch ist die Talfahrt der Häuserpreise nicht gestoppt. Wie stark sich
die Konjunktur in den Staaten abkühlen wird und die Erwartungen an 
die Unternehmensgewinne zurückgenommen werden müssen, wird sich erst 
mittelfristig herausstellen. Es ist keineswegs ausgemacht, dass der 
Abschwung in der zweiten Jahreshälfte enden wird.
Zudem erweisen sich die haussierenden Rohstoffpreise zunehmend als
Risiko. Vom Zusammenbruch des Immobilienmarktes bereits kräftig 
gebeutelt, muss der US-Konsument auch noch deutlich gestiegene 
Energiepreise verkraften. Vor allem aber zeichnet sich die Gefahr ab,
dass die Märkte nach Subprime nun mit der Inflation ein neues, großes
Problem bekommen. In Euroland kann das Thema Zinssenkung bei einer 
auf 3,6% gestiegenen Jahresteuerungsrate getrost bis auf weiteres ad 
acta gelegt werden. Im Gegenteil: Die vom Bundesbankpräsidenten Axel 
Weber geäußerte Befürchtung, dass die Jahresinflation Eurolands noch 
lange oberhalb von 3% verharren könnte, deutet sogar auf eine 
Zinserhöhung hin.
(Börsen-Zeitung, 19.4.2008)

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