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Börsen-Zeitung: Wasser zu Wein, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Milliarden-Hilfspaket der Bank von England für den heimischen Hypothekenmarkt

Frankfurt (ots)

Jetzt muss der Rest der Volkswirtschaft schon
vor den Banken geschützt werden! Denn das ist nach den Worten des 
Gouverneurs der Bank von England, Mervyn King, der Zweck des 
Multimilliardenprogramms, mit dem die britische Notenbank das 
heimische Bankensystem und damit den Hypothekenmarkt stützen will. So
sieht es also aus, wenn das Kreditgewerbe nicht nach dem Staat ruft.
Wie hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erst vor knapp zwei 
Wochen in seiner Eigenschaft als Chairman der Weltfinanzlobby 
Institute of International Finance erklärt? Die Branche stehe zu 
ihrer eigenen Verantwortung für die Wiederherstellung des Vertrauens 
in die Finanzmärkte. Und bei aller Notwendigkeit eines koordinierten 
Vorgehens an spezifischen Brandherden wie etwa dem US-Häusermarkt 
solle es kein Bail-out von Banken und Investoren geben. Jenseits von 
Euroland wird das offenbar etwas anders gesehen. Denn was sonst als 
ein Herauspauken des Geldgewerbes und seiner Aktionäre ist es, was 
die Bank von England gerade veranstaltet und auf ähnliche Weise 
bereits die amerikanische Fed vorexerziert hat?
Noch vor ein paar Wochen konnte man mit der originellen Idee, Bad 
Banks auf den Bilanzen der Notenbanken zu schaffen, in der 
Finanzszene Lacherfolge erzielen. Heute ist die Sache ernst, und 
wieder einmal holt die Realität die Satire ein: in Großbritannien 
dergestalt, dass den Banken sichere Staatsanleihen im Tausch gegen 
zurzeit illiquide Asset Backed Securities (ABS) - verbriefte 
Hypothekenkredite - zur Verfügung gestellt werden. Wie zuvor schon 
Ben Bernanke und ganz früher ein noch berühmterer Vorgänger tritt 
Mervyn King als Magier in Erscheinung, der Wasser in Wein verwandelt.
Auf dass der Markt endlich wieder liquide werden möge.
Mal abgesehen davon, dass die Pferde schon bisher im durch 
wiederholte Zinssenkungen schmackhaft gemachten Wasser standen und 
trotzdem nicht saufen wollten: So hatte man sich die Marktwirtschaft 
in den angelsächsischen Eldorados des Kapitalismus eigentlich nicht 
vorgestellt. Dass die Notenbanken sich mit Liquiditätshilfen gegen 
die Systemkrise stemmen, ist ja in Ordnung. Die Konditionen, zu denen
sie das tun - übrigens auf das Risiko der Steuerzahler -, werden aber
zunehmend die Sitten verderben. Banken und Investoren, die so 
preiswert gerettet werden, können sich künftig alles erlauben: Moral 
Hazard nennt man das.
(Börsen-Zeitung, 22.4.2008)

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