Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Bilder einer Krise Kommentar zu den jüngsten Bankenabschlüssen, von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Die britische Hypothekenbank HBOS schreibt 3,6
Mrd. Euro ab und erhöht ihr Kapital um reichlich 5 Mrd. Euro. Das 
letzte Zahlenwerk des führenden US-Baufinanzierers Countrywide vor 
der Übernahme durch die Bank of America wird durch Abschreibungen in 
Milliardenhöhe und einen hohen Verlust verschandelt. Die Dresdner 
Bank muss weitere Wertberichtigungen von knapp 900 Mill. Euro bei 
strukturierten Finanzprodukten verkraften. Der 
Mittelstandsfinanzierer IKB hat im ersten Geschäftshalbjahr 2007/08 
einen Verlust von 1 Mrd. Euro eingespielt. Und die Deutsche Bank 
meldet fürs erste Quartal Wertanpassungen von 2,7 Mrd. Euro und einen
Verlust von 141 Mill. Euro, der sogar sechs Mal höher ausgefallen 
wäre, hätte der Branchenprimus nicht weiteres Tafelsilber 
verscherbelt, das teilweise ohnehin schon Patina angesetzt hatte: 
Anteile unter anderem an Allianz, Daimler und Linde.
Bilder einer Krise, Schnappschüsse eines einzigen Tages. Wenn man 
kein völlig abgestumpfter Zeitgenosse ist, sind es auch im zehnten 
Monat der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten immer noch Bilder
der Exzesse und der Extreme: schockierend, vielfach aber auch 
irreführend und in hohem Maße erklärungsbedürftig. Ein Beispiel für 
das Stichwort "schockierend": Die Erträge des Bereichs Corporate 
Banking & Securities der Deutschen Bank, der wesentliche Aktivitäten 
des Investment Banking umfasst, sind auf ein Siebtel des 
Vorjahreswertes von 6,1 Mrd. Euro zusammengeschnurrt. Das heißt: 
Nennenswerte Teile des Bankgeschäfts, von dem branchenweit 
zehntausende Mitarbeiter und ihre Familien leben, sind zum Non-Event 
degeneriert.
Zum Stichwort "erklärungsbedürftig": Hätte die Deutsche Bank so 
bilanziert, wie es viele namhafte Wettbewerber tun, nämlich ausgiebig
die Fair-Value-Option für eigene Verbindlichkeiten genutzt, könnte 
sie für das katastrophale erste Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,7
Mrd. Euro ausweisen anstelle des Verlusts von 254 Mill. Euro. Doch 
selbst mit ihren tatsächlichen Bewertungskorrekturen und dem 
Fehlbetrag, auch wenn beides keine Peanuts sind, steht die Deutsche 
im internationalen Vergleich noch höchst respektabel da. Von einem 
Kapitalerhöhungsbedarf ist sie Lichtjahre entfernt.
Ach ja: Das Bankhaus Sal. Oppenheim legte am Dienstag das beste 
Ergebnis der 219-jährigen Unternehmensgeschichte vor. Auch solche 
Bilder gehören zu dieser Krise.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung