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Börsen-Zeitung: Bankgeheimnis im Fegefeuer Kommentar zum Schweizer Bankgeheimnis, von Karin Böhmert.

Frankfurt (ots)

Zur diskreten Verwaltung des Vermögens werden
Schweizer Bankkonten gerne genutzt. Wer überdurchschnittlich viel 
Geld besitzt, möchte es nicht nur vor den Augen der Nachbarn 
bewahren. Vor Einsichten in das Privatvermögen schützt das Schweizer 
Bankgeheimnis, und nicht von ungefähr ist deshalb die Schweizer 
Großbank UBS der weltweit größte Vermögensverwalter.
Das Schweizer Bankgeheimnis gerät jedoch ins Wanken und damit auch
die UBS. Nach dem Urteil eines US-amerikanischen Gerichts muss die 
UBS Daten mutmaßlicher Steuersünder und damit die Identität dieser 
amerikanischen Kunden an die US-Steuerbehörde IRS herausgeben. Dabei 
geht es um 20000 US-Kunden, die versuchten, Steuerzahlungen auf 
Vermögen von 20 Mrd. Dollar zu umgehen, wie der Ex-UBS-Banker Bradley
Birkenfeld vor Gericht kürzlich gestand. Bei Steuervergehen in den 
USA drohen Strafen bis zur Hälfte des steuerlich nicht deklarierten 
Vermögens. Die amerikanische Justiz wird - gerade in einem Wahljahr -
nicht lockerlassen, den Steuersündern auf die Spur zu kommen.
Die Schweizer betreiben nun Haarspalterei: Nur Steuerbetrug ist 
auch bei ihnen strafbar, Steuerhinterziehung dagegen - wie in anderen
Ländern - nicht. Nur bei strafbaren Handlungen sehen sich die 
Schweizer verpflichtet, Amts- und Rechtsbeihilfe zu leisten. Die UBS 
hofft offensichtlich, beim Verdacht auf Steuerhinterziehung ihrer 
Kunden deren Daten nicht herausgeben zu müssen, doch sollte sie die 
Hartnäckigkeit der US-Justiz, die viele Unternehmen bereits zu spüren
bekamen, nicht unterschätzen.
Um das Bankgeheimnis zu retten, werden die Schweizer sich selbst 
und ihren Kunden klarmachen müssen, dass sie wie jeder andere durch 
das Fegefeuer der Steuerdeklarierung und -zahlung gehen müssen. Erst 
die von Steuersünden gereinigten Vermögen sind ein Bankgeheimnis 
wert. Haftet dem Schweizer Bankgeheimnis weiterhin etwas Unsauberes 
an, dann zieht es eine Großbank wie die UBS immer tiefer in den 
Strudel. Die Bank könnte sich letzten Endes genötigt sehen, sich von 
ihrem Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA zu trennen, um sich 
künftig einer scharfen US-Justiz zu entziehen, bevor ihr sogar selbst
die Banklizenz entzogen wird. Das Credo eines global agierenden 
Vermögensverwalters wäre dann dahin. Die Ethik ist es ohnehin schon.
(Börsen-Zeitung, 3.7.2008)

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