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Börsen-Zeitung: Conti schließt die Reihen, Kommentar zum Continental-Abwehrkampf von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Jede andere Entscheidung wäre verheerend
gewesen. Ein in einem Abwehrkampf stehendes Unternehmen, bei dem sich
auch noch die Organe bekriegen, hätte keinerlei Aussicht auf eine 
erfolgreiche Selbstverteidigung gehabt. Bei Continental haben sich 
die Reihen jetzt sichtbar für alle geschlossen. Dabei soll nicht 
behauptet werden, dass sie das zuvor nicht waren. Es gehört zu den 
üblichen Destabilisierungsstrategien in einer feindlichen 
Übernahmeschlacht, dass Heerscharen von Marktflüsterern unterwegs 
sind. Beide Seiten haben ihre Bataillone in Stellung gebracht. Und 
finden Multiplikatoren.
Die Attacke von Schaeffler hat zunächst vor allem einen 
intellektuellen Reiz: Hat da jemand wirklich einen Kniff gefunden, um
die üblichen Meldeschwellen zu umgehen? Danach sieht es aus. Die 
Gefahr ist bei Conti keineswegs gebannt, dass hier ein 
funktionierender Umweg gefunden wurde. Inzwischen mehren sich zwar 
die Anzeichen, dass international und national die Meldepflichten für
Differenzgeschäfte verschärft werden. Aber Conti wäre überhaupt nicht
damit geholfen, wenn durch eine künftige Justierung solche Fälle in 
Zukunft verhindert würden, für das Unternehmen selbst aber diese 
Änderungen zu spät kämen. Das wäre ein Opfer zu viel.
Conti hat gestern von einer stark emotionalisierten 
Totalopposition auf eine eher argumentativ begründete Ablehnung 
umgeschaltet. Es werden nachteilige Steuereffekte und erhöhte 
Finanzierungskosten angeführt. Es dürfte auch zeitgewinnende 
Unternehmensdiplomatie sein, dass eine Einigung mit der Schaeffler 
Gruppe "erstrebt" wird, denn gleichzeitig werden eindeutige 
Forderungen erhoben. Einer Übernahme wird Conti nur dann zustimmen, 
wenn eine "angemessene" Prämie gezahlt wird. Das ist sehr dehnbar. 
Ansonsten soll sich Schaeffler mit einer für Conti akzeptablen 
Beteiligungsquote (20%) bescheiden.
Am Markt wäre es gut angekommen, wenn Conti neben der 
Abwehrrhetorik auch kurz mal einen Blick in ein gut bestücktes 
Abwehrarsenal zugelassen hätte. Hier hieß es nur sehr verklausuliert,
dass man "einige Optionen" im Köcher habe. Denn ein erfolgreicher 
Überrumpelungsangriff von Schaeffler ist Gift für die Börse, an der 
es um informativen Gleichstand geht. Eine Waffengleichheit muss 
schnellstens her. Sonst könnte Schaeffler schnell Nachahmer finden.

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