Börsen-Zeitung: Es geht doch, Kommentar von Walther Becker zum versöhnlicher gewordenen Ton zwischen Continental und Schaeffler
Frankfurt (ots)
Schaeffler legt ein paar Euro je Aktie drauf und gießt die angekündigten Zusicherungen in vertragliche Form. Der Vorstand von Continental gibt seinen Widerstand gegen den Großaktionär auf, der von hinten durch die kalte Küche kam. So könnte eine Einigung aussehen.
Zwar empfehlen Aufsichtsrat und Vorstand des Autozulieferers aus Hannover bisher noch, das Angebot der fränkischen Familiengesellschaft abzulehnen, doch der Ton ist wesentlich versöhnlicher, und es werden sogar Synergien für möglich gehalten. Auf Vorbedingungen für weitere Gespräche verzichtet Conti. Schließlich hat der Dax-Konzern kaum mehr Möglichkeiten, sich der Umklammerung der intransparenten Schaeffler-Gruppe zu entziehen. Immerhin ist die Arbeitnehmerseite dem Angreifer nicht ungeneigt, wenn dieser zu Zusagen für die Belegschaft bereit ist. Möglichen "Weißen Rittern", so sie nicht finanziell klamm sind, fehlt die Bereitschaft, sich in einen Konzern mit einem widerspenstigem Großaktionär einzukaufen, der Zugriff auf 36% hat.
Conti-Chef Manfred Wennemer strebt nun kurzfristig weitere Verhandlungen an. Er will eine schnelle Lösung. Der Weg des erbitterten Widerstands, den er zunächst eingeschlagen hatte, führte in die Sackgasse. Nun kommt die Konzernleitung, die von der Anschleichtaktik Schaefflers überrumpelt wurde, aus der Ecke heraus.
Mit 75 Euro können die Franken dabei sein. Bei einer stärkeren Aufstockung laufen sie in Gefahr, mehr Aktien angedient zu bekommen als sie möchten, denn schließlich will das Familienunternehmen zunächst ja unterhalb von 50% bleiben. Bei einem höheren Anteil müssten die Conti-Schulden aus der 11 Mrd. Euro schweren VDO-Übernahme refinanziert werden. Das würde teuer. Andererseits kann Schaeffler die mit Banken vereinbarten Swap-Geschäfte, die für 28% der Continental-Aktien stehen, durchaus flexibel nutzen. Schließlich gehen die unterliegenden Papiere nicht zwangsläufig an Schaeffler - so sieht es jedenfalls die Angriffsstrategie vor.
Nun kommt es darauf an, die Bedingungen und Modalitäten einer Beteiligung vernünftig zu gestalten und die Chancen auszuloten. Das Schicksal Wennemers, der sich nur zu gerne seine eigenen Aktionäre aussuchen möchte, darf dabei nicht im Vordergrund stehen. Schließlich ist der Vorstand nur Treuhänder der Eigner, die nun am Drücker sind.
(Börsen-Zeitung, 14.8.2008)
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