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Börsen-Zeitung: Der große Bluff Kommentar zum Poker um die Postbank, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Das Spiel ist aus, und das ist gut so. Die
Deutsche Post und in persona ihre Experten in Sachen Mergers & 
Acquisitions - der amtierende Vorstandsvorsitzende Frank Appel und 
Finanzchef John Allan sowie in besonderer Verantwortung Appels 
Vorgänger Klaus Zumwinkel: Sie alle sind die großen Verlierer im 
Postbank-Poker. Monatelang haben sie die Mitspieler, das Publikum und
- ohne es zu merken - nicht zuletzt sich selbst geblufft. Obendrein 
hat namentlich Zumwinkel mit gezinkten Karten gespielt. Erst hatte 
der vormalige oberste Post-Mann und Postbank-Aufsichtsratsvorsitzende
jahrelang ewige Treue zur Tochter geschworen und deren Verkauf 
kategorisch ausgeschlossen. Dann plötzlich trickste er ihre Aktie mit
kursrelevanten Andeutungen über Verkaufsabsichten in 
rekordverdächtige Höhen.
Öffentlich festgelegt hat sich Zumwinkel freilich so wenig wie 
sein Nachfolger. Unbestimmt zu bleiben gehörte zum Spiel mit den 
Investoren, das zwar leicht zu durchschauen war, auf das gleichwohl 
viele reingefallen sind - man wusste ja nie genau, ob gerade Spiel 
oder Ernst angesagt war. Der Mehrheitseigner von Deutschlands nach 
Kundenzahl führender Retailbank wusste es mitunter selber nicht. Das 
ist legitim. Verkaufsgespräche müssen natürlich die Möglichkeit offen
lassen, dass nicht verkauft wird. Nicht legitim erscheint es aber, 
solche Gespräche mit Kurspflege Zumwinkelscher Art vorzubereiten und 
zu begleiten. Wenn ein Akteur mit Insiderwissen das Geschehen derart 
in seinem Sinne beeinflusst, hat das nichts mit dem gerade auch am 
Kapitalmarkt gebotenen Fairplay zu tun.
Nun sind der Post anscheinend endgültig die Kaufinteressenten 
abhanden gekommen. Oder sollte der große Bluff gerade auf der anderen
Seite stattfinden und dort jemand gezielt versuchen, den 
Postbank-Kurs weiter in Richtung Emissionspreis vom Juni 2004 zu 
prügeln? Diesen 28,50 Euro ist das Papier mit aktuell 40,01 Euro 
inzwischen jedenfalls deutlich näher als dem einstigen Hoch über 70 
Euro. Und wurde noch vor wenigen Monaten von Bewertungen in der 
Gegend von 13 Mrd. Euro fantasiert, findet die Post heute nicht mal 
bei einem Börsenwert unter 7 Mrd. Euro einen Käufer für ihre 50% und 
eine Aktie. Das Poker ist längst zum Trauerspiel geworden, unter dem 
die zunehmend verunsicherten Beschäftigten der Postbank ebenso leiden
wie viele Kunden und sämtliche Aktionäre. Man sollte es endlich auch 
offiziell für beendet erklären.
(Börsen-Zeitung, 20.8.2008)

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