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Börsen-Zeitung: Es wird kalt, Kommentar von Reinhard Kuls zu den jüngsten Konjunkturdaten für Deutschland

Frankfurt (ots)

Deutschland stehen wirtschaftlich raue Zeiten
bevor. Anders lassen sich die gestern veröffentlichten Zahlen für die
größte Volkswirtschaft der Eurozone nicht deuten: Das 
Ifo-Geschäftsklima ist so frostig wie seit drei Jahren, das 
GfK-Konsumklima wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und im zweiten 
Quartal bewirkte nur ein deutlich geringerer Import, dass der stabile
Export rechnerisch zum Überschuss führte und so einen größeren 
Einbruch der wirtschaftlichen Gesamtleistung Deutschlands 
verhinderte.
Was die harten Daten der Wiesbadener Statistiker zum zweiten 
Quartal anbelangt, müssen sie mit Vorsicht interpretiert werden. Auf 
dem Papier nimmt sich der Absturz der Bauinvestitionen von 3,5% 
binnen drei Monaten erschreckend aus, hat aber seine Parallele - auf 
die Kommastelle genau - im Vorjahr, als ebenfalls im zweiten Quartal 
am Bau nichts mehr zu gehen schien. Hintergrund ist das 
Saisonbereinigungsverfahren, das davon ausgeht, dass einem kalten 
Winter ein mildes Frühjahr folgt, welches die Tätigkeit auf den 
Baustellen wieder aufleben lässt. Nun waren aber die beiden 
vergangenen Winter ungewöhnlich mild, die Aktivität hielt auf hohem 
Niveau an, erfuhr dann aber keine Belebung mehr, die rechnerisch in 
Abzug gebracht wird. Folge: Die Zahlen sind schlechter als die 
Realität. Die übrigen Investitionen bieten denn auch ein nicht gar so
trübes Bild.
Ähnliches kann man für den Konsum allerdings nicht in Anschlag 
bringen. Die deutschen Verbraucher sind inflationsgeschockt und 
reagieren mit Kaufverweigerung. Der aktuelle GfK-Index bietet hier 
keinen Ansatz für irgendwelche Hoffnung auf schnelle Besserung, die 
künftig voraussichtlich eher flache Entwicklung am deutschen 
Arbeitsmarkt im Übrigen auch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland im laufenden Quartal 
erneut eine etwas geringere Wirtschaftsleistung erreicht als in der 
Vorperiode und damit nach der engen technischen Definition in eine 
Rezession fällt, ist mit den aktuellen Stimmungsindikatoren 
gestiegen. Dies ist aber kein Grund, in Panik zu verfallen. Denn die 
deutsche Wirtschaft ist in ihrem Kern gesund - gesünder allemal als 
bei den zurückliegenden Rezessionen. Daher sollte sie die absehbare 
Flaute schneller und besser meistern als noch zu Beginn des 
Jahrtausends. Aber, und darauf sollte man sich einstellen, es wird 
mindestens so viel Anstrengung kosten wie letztes Mal.
(Börsen-Zeitung, 27.8.2008)

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