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Börsen-Zeitung: In der Klemme, Kommentar von Angela Wefers zur Regierungserklärung von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zur Lage der Finanzmärkte

Frankfurt (ots)

Schon die zweite Regierungserklärung in ein und
demselben Jahr hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zur Lage der 
Finanzmärkte abgegeben. Im Februar - nach dem Treffen der 
Finanzminister der G7-Staaten in Japan - schien trotz der bereits 
seit Monaten schwelenden Krise die Lage noch besser als heute. Manche
Spitzenbanker sahen das Schlimmste sogar überwunden. Tatsächlich ist 
die Krise mit aller Heftigkeit zurückgekehrt.
Der Bundesfinanzminister ist in mehrfacher Hinsicht in der Klemme.
Malt er mit Blick auf die Risiken die Lage schwarz, stimmt er zwar 
die Bürger auf schwere Zeiten ein, verschärft aber das 
Krisenszenario. Gibt er sich zu optimistisch, wirkt er beruhigend, 
aber unglaubwürdig. Tatsache ist, dass selbst diejenigen, die 
mittendrin sitzen im Krisenmanagement wie er, auch nicht genug 
wissen, um belastbar zu prognostizieren. So baut die Feststellung 
Steinbrücks, dass die Ersparnisse der Bürger sicher sind, allein 
darauf, dass sich die Effekte auf die deutsche Finanzbranche - 
bislang - in Grenzen halten.
In einem anderen Punkt hat sich Steinbrück undiplomatisch für die 
Wahrheit entschieden: Die Krise belastet das Wachstum sowie, zeitlich
verzögert, auch den Arbeitsmarkt. Dieses Eingeständnis war aus dem 
Munde des Finanzministers überfällig, auch wenn er damit in einer 
weiteren Klemme sitzt, die er sich noch nicht ganz eingesteht. Die 
Planungen für den Bundeshaushalt 2009 sowie die Rückführung des 
Bundesdefizits bis 2011 auf null sind gefährdet. Auch wenn das 
Wachstum nicht die einzige Determinante für Einnahmen und Ausgaben 
des Bundes ist, ohne Streichmaßnahmen wird Steinbrück sein Wort kaum 
halten können.
Die Krise bringt tiefgreifende und irreversible Veränderungen im 
Weltfinanzsystem und erschüttert die Stellung der USA als 
Superfinanzmacht. Steinbrück hat die USA mit dieser kühlen Analyse 
nicht geschont - zu Recht. Denn jenseits des Atlantiks liegen die 
Ursachen der Krise, und dort bestand bislang der größte Widerstand 
gegen Maßnahmen zu mehr Transparenz, die Risiken wieder beherrschbar 
machen sollten. Im globalen Finanzsystem kann ein verbessertes 
Regelwerk nur wirken, wenn es auf internationaler Basis steht. Solche
Verhandlungen sind langwierig und schwierig genug. Die US-Regierung 
könnte mit Einsicht und Unterstützung für beschleunigte, aber 
maßvolle Neuregelungen allen helfen.
(Börsen-Zeitung, 26.9.2008)

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