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Börsen-Zeitung: Goldman hängt in den Seilen, Kommentar von Bernd Neubacher zum ersten Verlust von Goldman Sachs seit dem Börsengang vor neun Jahren

Frankfurt (ots)

Einbrechende Erträge auf breiter Front,
Milliardenbelastungen im Handel und aus Beteiligungen und unter dem 
Strich der erste Verlust seit dem Börsengang vor neun Jahren: 
Vermutlich muss das Ergebnis einer Investmentbank so aussehen, wenn 
wie in den vergangenen Monaten die Aktienkurse derart auf Talfahrt 
gehen, Risikoaufschläge explodieren und das Investment Banking 
austrocknet.
Dies haben sich offenbar die Investoren gedacht, welche die Aktien
von Goldman Sachs am Dienstag nach deutlichen Verlusten zuvor 
prozentual zweistellig springen ließen. Es bleibt der Befund, dass 
Goldman, die noch im Quartal per Ende Mai der Krise zu trotzen 
schien, derzeit schwer in den Seilen hängt.
Um das Risiko zu reduzieren, hat das Institut seine Bilanzsumme im
Laufe des Quartals zwar um knapp ein Viertel verringert. Der Anteil 
jener Vermögenswerte, für die es derzeit keine objektiven 
Bewertungsmaßstäbe gibt, hat dadurch freilich von gut 6% auf 7,5% 
noch zugenommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Aktienkurs 
auch nach der Rally am Dienstag noch um rund ein Viertel unter dem 
Buchwert per Ende November liegt.
Schon um ihrer längerfristigen Refinanzierung willen ist die Bank 
darauf angewiesen, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen der Branche 
aus der Patsche helfen. Nur dank einer Garantie der Einlagensicherung
ist es ihr derzeit möglich, unbesicherte Schuldtitel unter die 
Anleger zu bringen. Doch auch operativ hakt das Geschäftsmodell in 
einer Phase, in der nicht nur Goldman, sondern auch alle anderen 
Konkurrenten ihren Hebel aggressiv verkürzen.
Dies zeigt sich an der Entgeltstruktur. Auch wenn die Bank ihren 
Personalaufwand im abgelaufenen Geschäftsjahr glatt halbiert hat - 
der Anteil der Vergütungen an den Erträgen ist, schon ohne die 
Abfindungen vom Schlussquartal, um 4 Punkte auf 48% gestiegen. 
Abzulesen ist es aber auch an einer Eigenkapitalrendite, die 2008 von
knapp 33% auf nicht mehr 5% einbrach. Goldman muss ausharren, bis 
sich die Märkte erholen.
Bislang verstand es die Bank, vage zu bleiben in der Frage, ob sie
nach ihrem Wandel zur Geschäftsbank ihre Aktivitäten verbreitern und 
das Einlagengeschäft forcieren wolle. Lässt die Erholung auf sich 
warten, wird ihr über kurz oder lang keine Wahl bleiben.
(Börsen-Zeitung, 17.12.2008)

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