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Börsen-Zeitung: Zurück zur Zinsbindung? Kommentar zur Forderung nach Zinsregulierung von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

"Jetzt fette Zinsen kassieren! 6% aufs
Tagesgeld. Mit freundlicher Unterstützung der Steuerzahler." So 
könnte innovative Bankenwerbung in der Finanzmarktkrise aussehen, und
so ähnlich sieht sie mitunter auch aus. Taumelnde Banken lassen sich 
vom Staat retten, um dann mittels Mondkonditionen der Konkurrenz 
Marktanteile abzujagen - so hatten sich namentlich Sparkassen und 
Volksbanken den Wettbewerb im Zeichen von "Gewährträgerhaftung 2.0" -
nun auch für Private - nicht vorgestellt.
Da muss selbst Sparkassenpräsident Heinrich Haasis schmunzeln, 
wenn er feststellt, wie sich die Welt verändert hat: Jahrzehntelang 
hatten sich die Öffentlich-Rechtlichen den Vorwurf der 
Wettbewerbsverzerrung durch Staatsgarantien gefallen lassen müssen. 
Heute kann man es Commerzbank, Volkswagen Bank & Co. heimzahlen: 
Gestützt von Vater Staat, verzerrten diese mit marktfernen 
Konditionen ihrerseits den Wettbewerb. Die Kritik ist nicht abwegig. 
Insbesondere erscheint es gewöhnungsbedürftig, wenn eine Autobank mit
Staatsgarantie und hohen Zinsen um Einlagen wirbt und mit den 
akquirierten Geldern ihren Konzern finanziert.
Haasis redet nun einer "Preisregulierung" für die begünstigten 
Institute das Wort. Zurück zur Zinsverordnung? Die staatliche 
Zinsbindung war in Deutschland 1931 während der Bankenkrise 
eingeführt worden und hatte immerhin bis 1967 Bestand. Ein Ziel war 
es, "unangemessenen" Wettbewerb unter den Banken zu verhindern. 
Übrigens hatten sich seinerzeit gerade die Sparkassen die Freigabe 
der Zinsen aufs Panier geschrieben.
Zur damaligen Reglementierung will Haasis denn auch nicht zurück. 
Er wäre schon zufrieden, wenn die Bundesregierung auf Einlagenzinsen 
in der Nähe des Marktniveaus hinwirkte. Die Sparkassen tun gut daran,
sich bei diesem Thema nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. 
Überlebt doch auch nach Abschaffung der Gewährträgerhaftung 1.0 
manche Landesbank nur dank milliardenschwerer Staatshilfe. Müssten 
die Sparkassen alle angeschlagenen Spitzeninstitute proportional zu 
ihren Anteilen selbst stützen, könnten sie nicht mal die mickrigen 
Sparzinsen zahlen, die in dieser Finanzgruppe Usus sind. Also: Wer 
unter Euch ohne wettbewerbsverzerrende Sünde ist,...
Dennoch wären alle Banken, die auf Staatsknete und -garantien 
angewiesen sind, gut beraten, auf allzu marktschreierische Auftritte 
zu verzichten. Sonst droht wirklich noch eine Neuauflage der 
Zinsbindung.

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