Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Der Weg nach Zimbabwe, Kommentar zu den Plänen der US-Notenbank von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Schwere Geschütze fährt die US-Notenbank Federal
Reserve (Fed) im Kampf gegen die drohende Deflation in den 
Vereinigten Staaten auf. Ihr geldpolitisches Gremium unter der 
Führung von Ben Bernanke weitet die Maßnahmen zur Stimulierung der 
Wirtschaft drastisch aus. Dazu zählt der Ankauf längerfristiger 
Staatsanleihen im Volumen von bis zu 300 Mrd. Dollar in den kommenden
sechs Monaten sowie von Anleihen und verbrieften Hypotheken bis zum 
Jahresende im Wert von bis zu 1450 Mrd. Dollar. Die höhere Nachfrage 
am Staatsanleihenmarkt soll die Kurse nach oben treiben, damit die 
langfristigen Zinsen drücken, sodass Investitionen attraktiver 
werden.
Dass Bernanke von dieser Option grundsätzlich nur wenig hält, ist 
seit langem bekannt. Wie er weiß, waren die Erfahrungen der Japaner, 
die in den neunziger Jahren diesen Weg bereits beschritten hatten, 
nicht sonderlich positiv. Aber wenn die Lage annähernd aussichtslos 
ist, kommen auch weniger effektive Instrumente zum Einsatz.
Tatsächlich ist es schlimm um die US-Wirtschaft bestellt. Auch die
Fed hat ihren wirtschaftlichen Ausblick erneut nach unten korrigiert.
Zwar gehen die Notenbanker nach wie vor davon aus, dass die 
drastischen Maßnahmen irgendwann Wirkung zeigen werden. Aber anders 
als noch Ende Januar sprechen die Währungshüter nun nicht mehr von 
einer beginnenden Erholung, die im Jahresverlauf einsetzen werde. Die
Angst vor dem Absturz in Depression und Deflation wird immer größer.
Dass die Fed energisch gegen den Abgesang der US-Wirtschaft 
vorgeht, ist daher nachvollziehbar. Das Ziel, die Inflationsrate im 
positiven Terrain zu halten, passt hierzu. Gefährlich ist allerdings,
dass die Hinweise der Notenbanker bislang ausblieben, wie sie zur 
Inflationsbekämpfung zurückkehren will, wenn die Krise erst einmal 
ausgestanden ist.
Denn dass Inflation zuverlässig generiert werden kann, wenn sich 
Finanzministerium und Notenbank nur einig sind, zeigt im Extrem das 
Beispiel Zimbabwe. Die von der dortigen Regierung nach fiskalischen 
Motiven bestimmte Geldpolitik führt "erfolgreich" zu Inflationsraten 
bis in den sechsstelligen Bereich. Die Rückkehr auf den Pfad der 
Tugend erscheint deutlich schwieriger. Der Weg der Fed in Richtung 
Zimbabwe darf aber in keinem Fall zur Einbahnstraße werden.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung