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Börsen-Zeitung: Das Conti-Chaos, Kommentar von Gottfried Mehner zur bevorstehenden Continental-Aufsichtsratssitzung

Frankfurt (ots)

Wenn nicht alles täuscht, rollen nach der
nächsten Aufsichtsratssitzung von Continental am Mittwoch gleich zwei
Köpfe: der von Vorstandschef Karl-Thomas Neumann, aber auch der von 
Aufsichtsratschef Rolf Koerfer. Aufgrund der unendlichen Streitereien
auf Unternehmensebene hat sich inzwischen die Landespolitik intensiv 
eingeschaltet. Ministerpräsident Christian Wulff, der über die 
Investorenvereinbarung wachende Moderator Gerhard Schröder und 
Wirtschaftsminister Philipp Rösler haben sich kurzgeschlossen. Als 
Koerfer-Nachfolger soll Wolfgang Reitzle inthronisiert werden.
Unter Hochdruck wird versucht, ein neuerliches Desaster bei der 
kommenden Aufsichtsratssitzung zu vermeiden. Zudem gilt es, die 
verärgerte Arbeitnehmerbank zu versöhnen. Sie war vom Abschussversuch
des Schaeffler-nahen Conti-Aufsichtsratschefs Koerfer auf Neumann 
völlig überrascht worden und drohte mit einer Blockadehaltung. Das 
nach außen ohnehin verkorkste Schaeffler-Bild hätte unter einer 
drohenden Kampfabstimmung - Arbeitnehmerbank gegen Kapitalseite und 
Einsatz des Doppelstimmrechts des Aufsichtsratsvorsitzenden - noch 
mehr gelitten. Neumann hat schon aufgehört zu kämpfen. Er hat sich, 
um die weitere Eigenständigkeit Contis zu retten, zu weit aus dem 
Fenster gelehnt und seinen Großaktionär bewusst vorgeführt. Einmal 
piesackte er die Schaeffler-Seite mit einer milliardenschweren 
Kapitalerhöhung, mit der absehbaren Folge einer deutlichen 
Verwässerung. Eine Kapitalerhöhung ist bei Conti unausweichlich. Der 
Trick, über etwas verspätete Lohnzahlungen die Kreditauflagen 
(Covenants) bei nächster Gelegenheit wieder nicht zu reißen, wird 
kein zweites Mal funktionieren.
Auch seine forcierte Einforderung eines Schaeffler-Konzepts zur 
Zusammenarbeit war eine gezielte Provokation. Sie sollte Schaeffler 
zwingen, öffentlich einzugestehen, dass es wenig Gemeinsamkeiten und 
kaum Synergien zwischen Mechanik und Elektronik gibt. Der Mangel an 
Gemeinsamkeiten hätte Conti den Weg zu einer weiteren 
Stand-alone-Stellung eröffnen sollen. Conti sollte sich 
ausschließlich um die operativen Hauptziele schnelle Integration der 
überteuerten VDO und Entschuldung kümmern. Jetzt landet das ganze 
Gebilde beim Staat. Ohne milliardenschwere Bürgschaften wird es nicht
abgehen.
(Börsen-Zeitung, 11.8.2009)

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