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Börsen-Zeitung: Easy Exit mit der EZB, Kommentar zur Zinspolitik von Stephan Lorz

Frankfurt (ots)

Die Vorsicht, welche die Europäische Zentralbank
(EZB) hinsichtlich der weiteren Konjunkturentwicklung an den Tag 
legt, hat schon fast etwas Beängstigendes: Zwar sei der Abschwung 
gestoppt, und erste Indikatoren signalisierten wieder einen 
Aufwärtstrend, die Lage dürfte aber noch bis weit ins Jahr 2010 
hinein fragil bleiben. EZB-Chef Jean-Claude Trichet spricht von einer
"holprigen Wegstrecke", warnt eindringlich vor "überzogenem 
Optimismus", vor großem Rückschlagspotenzial, und dass man noch 
keinesfalls zur Tagesordnung übergehen könne. Unsicherheit bleibe das
"bestimmende Element" auch für 2010. Die häufige Wiederholung dieser 
Botschaft, der dabei mitschwingende Pessimismus lässt die Angst vor 
einem neuen Konjunktureinbruch immer plastischer erscheinen.
Doch den Eindruck, den diese Warnungen hinterlassen und der 
womöglich zu noch größerer Zurückhaltung der Marktteilnehmer führen 
könnte (was nicht im Sinne des EZB-Orakels wäre), dürfte man in der 
Notenbank eher als "Kollateralschaden" verbuchen. Die eigentliche 
Botschaft ist: Es sind noch zu viele schwarze Wolken am Himmel, als 
dass man auch nur daran denken könnte, die Regenschirme wieder 
einzuklappen bzw. zurück- zufordern. Es ist zu früh, einen Gedanken 
an eine wie auch immer geartete Zinserhöhung zu verschwenden. Die 
Ankündigung, den Banken Ende September zum Leitzinssatz erneut eine 
Zwölf-Monats-Kreditlinie zur Verfügung zu stellen, unterstreicht 
diese Botschaft noch.
Die EZB hat es mit höheren Leitzinsen also nicht eilig. Am Markt 
wird auch erst im zweiten Halbjahr 2010 damit gerechnet. Und wenn es 
dann tatsächlich "holprig" weiterginge, wäre auch die 
Inflationsgefahr vorerst gebannt. Denn dann würden die 
Arbeitslosenzahlen dramatisch steigen, was den Lohndruck verringerte,
und die Rohstoffpreise würden infolge der schlechteren Konjunktur 
wieder sinken. Der nächste Zinsschritt könnte dann noch viel später 
vollzogen werden. Zumal die Notenbank zuvor erst noch die 
außergewöhnlichen Liquiditätshilfen für die Banken einsammeln müsste,
die ansonsten zur inflationären Gefahr würden. Von daher hat die EZB 
vorgesorgt, dass die geldpolitische Wende nicht abrupt kommen wird, 
sondern eher Zug um Zug. Die Liquiditätshilfen, so Trichet, erlaubten
schließlich einen "Easy Exit", einen leichten und sukzessiven 
Ausstieg.

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