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Börsen-Zeitung: Schuld sind stets die anderen, Kommentar zum Aus bei Quelle von Annette Becker

Frankfurt (ots)

Die Abwicklung der insolventen Quelle ist keine
schöne Sache und der Insolvenzverwalter auch nicht um seinen Job zu 
beneiden. Gleichwohl wird bei Quelle ein Schauspiel aufgeführt, das 
insbesondere die vor der Arbeitslosigkeit stehenden 
Quelle-Beschäftigten als würdelos empfinden müssen. Denn nachdem 
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eingestehen musste, keinen 
Käufer für die Versandhandelsgruppe Primondo gefunden zu haben, hat 
die Suche nach dem Schuldigen offenbar oberste Priorität.
Aus Sicht der Gewerkschaft ist die Politik schuld, die eine Reihe 
von Fehlentscheidungen getroffen habe - allen voran 
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der 
Arcandor im Frühsommer den geforderten Staatskredit verweigerte. Für 
Insolvenzverwalter Görg sind es dagegen die Banken, die sich einer 
Fortführung des Factoring über den 31.Dezember hinaus verweigerten 
und so den Verkauf an einen "strategischen Finanzinvestor" - was auch
immer das sei - vereitelten.
Das jedoch ist eindeutig zu kurz gesprungen, auch wenn Görg 
womöglich darauf hoffte, in Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer 
(CSU) einen Verbündeten gefunden zu haben. Denn die Valovis Bank, die
Quelle in der Vergangenheit im Wege des Factoring mit Liquidität 
versorgte, hatte sich zuletzt auch über die mehrheitlich dem 
Freistaat gehörende BayernLB refinanziert.
Doch der Fingerzeig auf die Banken, die in Zeiten der Finanzkrise 
nur allzu gerne als Sündenbock herhalten müssen, taugt nicht. Denn 
hätte es einen ernsthaften Bieter mit überzeugendem Geschäftsplan für
den Universalversand Marke Quelle gegeben, wäre der Deal ganz sicher 
nicht an der Finanzierung gescheitert. Geld verdienen wollen 
schließlich auch die Banken. Einen solchen Investor konnte Görg aber 
nicht auftreiben.
Anzulasten ist Görg das sicher nicht allein, hat er mit Arcandor 
doch einen Insolvenzfall, wo in einem Maße abgewirtschaftet war, das 
in der deutschen Wirtschaftsgeschichte hinsichtlich Größe und Grad 
seinesgleichen sucht. Auch der Versuch, die profitablen 
Spezialversender im Verbund mit dem defizitären Universalversand an 
den Mann zu bringen, war legitim. Jetzt, da das ambitionierte 
Unterfangen gescheitert ist, sollte Görg jedoch nicht mehr länger 
versuchen, den "Schwarzen Peter" Dritten unterzuschieben.

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Telefon: 069--2732-0

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