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Börsen-Zeitung: Beleg fürs Konglomerat, Kommentar von Annette Becker zum Bayer-Quartalsergebnis

Frankfurt (ots)

Es ist wie verhext. Kaum hat Bayer eine Krise in
einem der drei Teilkonzerne halbwegs überwunden, gerät ein anderer 
Teilkonzern ins Schlingern. Im dritten Quartal war es die 
Pflanzenschutzsparte, die mit einem nahezu halbierten operativen 
Ergebnis für Enttäuschung sorgte. Zwar ist diese Entwicklung in 
erster Linie äußeren Umständen geschuldet, doch angesichts der 
Euphorie, die Cropscience im vergangenen Jahr auslöste, ist der 
jetzige Einbruch ein herber Rückschlag.
Zwar gibt sich Vorstandschef Werner Wenning überzeugt, dass der 
Wachstumstrend im Pflanzenschutz mittel- bis langfristig völlig 
intakt ist, doch das Drehen an der Prognoseschraube lässt zumindest 
für das Schlussquartal 2009 nichts Gutes erahnen. Sollte der 
Teilkonzern bislang eine Marge auf das operative Ergebnis von 25% 
abwerfen, wird jetzt nur noch eine Umsatzrendite zwischen 23 und 24% 
in Aussicht gestellt.
Demgegenüber profitiert die Kunststoffsparte unübersehbar von der 
konjunkturellen Erholung. Zwar ist die Wirtschaftskrise, die Material
Science seit dem vierten Quartal 2008 im Griff hielt, noch nicht 
vollends ausgestanden, doch die Talsohle scheint in jedem Fall 
durchschritten. Mit einer operativen Marge im dritten Quartal von 
11,7% hat Material Science zumindest wieder das Vorjahresniveau 
erreicht, auch wenn auf Sicht der ersten neun Monate nur magere 4,4% 
zu Buche stehen.
Hoffnungsfroh stimmt auch, dass Bayer die Krise nutzt, um 
erforderliche Restrukturierungen durchzuführen. Beleg dafür ist das 
Vorhaben, einige Anlagen dauerhaft aus dem Markt zu nehmen, weil sie 
sich wohl nur in Boomzeiten rechnen. Damit scheint Bayer die 
richtigen Lehren aus der eigenen Geschichte - Stichwort: Lanxess - 
gezogen zu haben.
Zwar verlangen Analysten bisweilen noch immer die komplette 
Trennung vom Chemiegeschäft. In Krisenzeiten - seien sie 
konjunkturell oder hausgemacht - beweist der Mischkonzern jedoch mit 
einem geglätteten Ergebnis auf Konzernebene Stärke. Gleichwohl ist 
die Bayer-Struktur keineswegs in Zement gegossen. Wenn sich eine 
Gelegenheit zum akquisitorischen Ausbau der inzwischen 
hochprofitablen Healthcare-Sparte ergibt, könnten entsprechende 
Überlegungen angestrengt werden. Dieses heiße Eisen aber dürfte 
Wenning in seiner noch verbleibenden Amtszeit wohl kaum mehr 
anpacken.
(Börsen-Zeitung, 28.10.2009)

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