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Börsen-Zeitung: Bargeld-Klemme, Kommentar zum Kartendesaster von Karin Böhmert

Frankfurt (ots)

Gestern noch die Kreditklemme, heute klemmt's
beim Bargeld. Bis zu 30 Millionen Inhaber von Bankkarten können mit 
diesen derzeit weder bezahlen noch Bargeld am Geldautomaten holen. 
Die Banken als Emittenten der Karten bekommen damit aufs Neue den 
massiven Unmut der Bevölkerung zu spüren, den sie sich, zu Recht, 
schon im Zuge der Finanzkrise zugezogen hatten. Diesmal haben sie 
Karten nicht ausreichend getestet, auf deren Chips sich ein 
Programmierfehler des französischen Chipherstellers eingeschlichen 
hat. Chips sollen sukzessive den weniger sicheren Magnetstreifen 
ablösen.
Doch Chip ist nicht gleich Chip - jedes Modell ist unterschiedlich
konfiguriert und auf die Bedürfnisse des jeweiligen Marktes und der 
dort laufenden nationalen Systeme ausgerichtet. Speziell in 
Deutschland ist es das weitgehend nur hierzulande betriebene 
Girocard-System, das auf dem traditionellen EC-System der deutschen 
Kreditwirtschaft basiert. Entsprechend musste der Chip dafür 
konfiguriert werden, und das möglichst kostengünstig. Das rächt sich 
nun.
Die technische Umstellung auf das Jahr 2000 verschlang weltweit 
Milliardensummen. Mancherorts hat man damals wohl nicht zehn Jahre 
weiter geblickt. Ob bei den fehlerhaften Chips nun ein Bit beim Datum
verrutscht ist oder die Bargeld-Klemme andere Gründe hat - Laien mag 
dies egal sein. Für die Finanzbranche ist es so oder so ein Desaster:
Die Konsumenten haben sich daran gewöhnt, dass "ihre" Karte 
funktioniert. Entsprechend aufgebracht sind sie, wenn sie streikt. 
Nun beklagen sie entgangene Schnäppchen im angelaufenen 
Winterschlussverkauf oder stranden fern der Heimat ohne Barmittel. 
Der Handel klagt unterdessen über Umsatzeinbußen. Die Banken sehen 
ohnehin enorme Kosten auf sich zurollen, sei es infolge des 
Austauschs von Karten oder von Updates an Tausenden ihrer Terminals. 
Schnell werden da Schadenersatzforderungen laut. Den Hersteller der 
fehlerhaften Chips kann das in die Knie zwingen.
Wenn nun Programme erst neu geschrieben werden müssen, ist eine 
schnelle Lösung nicht in Sicht. Betroffene werden den Chip auf ihrer 
Karte mit Tesa überkleben müssen, um damit den Magnetstreifen zu 
reaktivieren, oder auf andere Karten ausweichen. Damit lassen sich 
wenigstens lange Schlangen an den Bankschaltern zur Bargeldabhebung 
vermeiden.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
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