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Börsen-Zeitung: Die Rechthaber, Kommentar von Lisa Schmelzer zum drohenden Streik der Piloten bei der Lufthansa

Frankfurt (ots)

Im Konflikt zwischen der Lufthansa und ihren
Piloten haben beide Seiten recht. Das Management liegt mit der 
Einschätzung richtig, dass es sich in Zeiten eines harten globalen 
Wettbewerbs ein Korsett aus strikten Regeln nicht mehr leisten kann. 
Zu unflexibel ist in der Tat etwa die Festlegung darauf, dass alle 
Flieger mit mehr als 70 Sitzen von gut bezahlten Lufthansa-Piloten 
statt günstiger operierenden Flugzeugführern der Tochter-Airlines 
geflogen werden müssen. Die Piloten aber fürchten angesichts 
notwendiger Sparmaßnahmen zu Recht um ihre Privilegien und ihre 
Arbeitsplätze. Sie machen deshalb einen Beitrag zu Kostensenkungen 
davon abhängig, dass ihnen die Airline bei den Regelungen des 
Manteltarifvertrags entgegenkommt.
Nun könnten beide Seiten auf ihrem Recht bestehen und den 
Lufthansa-Betrieb über Wochen lahmlegen. Streiktag für Streiktag 
gingen dem Unternehmen so 10 bis 20 Mill. Euro verloren, sodass die 
Airline angesichts einer schwachen Nachfrage und streikbedingter 
Ausfälle schnell in die roten Zahlen abrutschen würde. Am Ende käme 
Lufthansa womöglich um die betriebsbedingten Kündigungen, die sie 
bisher zu vermeiden versucht, nicht mehr herum. Dieses Szenario 
dürfte den Rechthabern auf beiden Seiten nicht gefallen.
Es wird Piloten und Lufthansa-Management also nichts anderes übrig
bleiben, als an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Am besten noch 
vor dem angekündigten viertägigen Streik, der dann womöglich verkürzt
oder verhindert werden könnte. Bei den Gesprächen müssen sich beide 
Seiten bewegen. Die Flugzeugführer könnten die für 12 Monate in 
Aussicht gestellte Nullrunde auf 24 bis 36 Monate verlängern, was 
angesichts ihrer üppigen Vergütung nicht allzu schmerzhaft sein 
dürfte. Im Gegenzug müsste sich Lufthansa darauf einlassen, dass eine
verstärkte Auslagerung an produktivere Tochtergesellschaften, die 
sogenannte Ausflaggung, nur Schritt für Schritt vonstattengehen wird,
sodass es für die jetzt aktiven Lufthansa-Piloten eine Art 
Bestandsgarantie gäbe.
Grundsätzlich gilt, dass sich die Streithähne schon viel früher um
einen Kompromiss hätten bemühen müssen. Der Konflikt um die 
"Ausflaggung" schwelt schon seit vielen Jahren und gerade jetzt, wo 
sich die Airline-Branche nur mühsam erholt, tun streikbedingte 
Umsatzeinbußen besonders weh.
(Börsen-Zeitung, 18.2.2010)

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