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Börsen-Zeitung: Der EWF soll es richten, Kommentar zu den Plänen für einen Europäischen Währungsfonds von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Der politische Wille ist offenbar vorhanden, das
Krisenmanagement innerhalb der Eurozone zu institutionalisieren. Dass
dafür Bedarf besteht, macht die griechische Tragödie fast täglich 
deutlich. Zwar konnte Athen unlängst frisches Geld am Kapitalmarkt 
aufnehmen, weil es auf Druck Brüssels einen rigiden 
Konsolidierungskurs angekündigt hat. Damit haben sich die Hellenen 
etwas Luft verschafft. Die Atemnot wird aber in nicht allzu ferner 
Zeit zurückkehren, denn die Ausmaße des hellenischen Schuldendramas 
sind schlichtweg zu gigantisch: Es wäre ein Präzedenzfall, wenn ein 
Land mit einem Außenhandelsdefizit von 14% des Bruttoinlandsprodukts 
(BIP) und einem Haushaltsdefizit von fast 13% ohne Währungsanpassung 
wieder auf die Beine käme. Diese Option hat Griechenland als Mitglied
der Eurozone nicht.
Zwei Möglichkeiten gibt es: Wenn die sozialistische Regierung das 
rigide Programm durchzieht, wird sie nicht mehr lange an der Macht 
bleiben. Falls sie davon abweicht oder - wie zuletzt Usus - 
schummelt, zieht sich die Schlinge um den Hals der Griechen ganz 
schnell wieder zusammen.
Es wird daher der Tag kommen, an dem Geld nach Athen getragen 
wird. Europa will aber augenscheinlich nicht, dass der Internationale
Währungsfonds (IWF) als Geldgeber fungiert. Nun soll es also eine 
neue Institution, ein Europäischer Währungsfonds (EWF), richten. Wie 
der detailliert aussehen soll, weiß noch keiner so genau. Sicher ist 
aber, dass der bestehende EU-Vertrag dann verändert werden muss, denn
das Ganze läuft eindeutig auf einen Bail-out-Mechanismus hinaus. 
Dieser ist bislang aus guten Gründen verboten. Wie eine solche 
Änderung das Plazet des Bundesverfassungsgerichts erhalten soll, 
steht dabei in den Sternen.
Unabhängig von den rechtlichen Fragen wird ganz entscheidend sein,
dass Hilfen nur konditioniert, in Form von Krediten und in Tranchen 
fließen dürfen. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Druck zur 
Konsolidierung aufrechterhalten wird und kein Vermögensverzehr 
stattfindet. Transferleistungen auf Basis einer falsch verstandenen 
Solidarität würden dem fiskalischen Wildwuchs den Boden bereiten. Wer
soll es Portugal oder Spanien dann noch verdenken, auf die 
Konsolidierung ihrer Haushalte zu pfeifen und stattdessen darauf zu 
hoffen, dass die Gemeinschaft für sie geradesteht?

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0
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