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Börsen-Zeitung: Vertrauen in den Euro ist gut, Kommentar von Stephan Balling

Frankfurt (ots)

Die Kritik an der Bundesregierung steigt von Reform zu Reform, von Maßnahme zu Maßnahme. Da erschreckt man beinahe vor sich selbst, wenn man der deutschen Kanzlerin einmal recht gibt. Doch es gibt Anlass dazu: Angela Merkel ist überzeugt, dass der Euro aus der Finanzkrise gestärkt hervorgehen wird. Gelinge es, die öffentlichen Defizite konsequent zurückzufahren, "dann wird das bedeuten, dass der Euro auf einem festeren Fundament steht als vor der Krise", so die deutsche Kanzlerin kürzlich in einer Fernsehsendung.

Tatsächlich herrscht zu einer Flucht aus dem Gemeinschaftsgeld kein Anlass. Der Euro ist sicher. Allerdings heißt das nicht, dass es in den kommenden Wochen nicht zu erneuten Kursverlusten beim Euro kommen kann.

Die Gemeinschaftwährung verdient Vertrauen, vor allem im Verhältnis zu den anderen Weltwährungen, also zu Dollar, Yen und Pfund. Allein deshalb, weil die Haushaltslage in Euroland immer noch besser aussieht als in den Heimatländern dieser Währungen. Die Schuldenquote der USA dürfte laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bis zum Jahr 2011 auf 95% steigen, die Japans auf 205% und die des Vereinigten Königreichs auf 91%. Die Staatsschulden in Euroland werden laut Europäischer Zentralbank (EZB) dagegen bis nächstes Jahr knapp unter 90% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bleiben. Sicher ist auch das zu hoch, aber alles ist eben relativ.

Vor allem aber sollte hierzulande für Vertrauen sorgen, dass die EZB offenbar in der Lage ist, einerseits erfolgreich Brände an den Märkten zu löschen, und dass sie andererseits aber das Löschwasser auch wieder ohne größere Schäden abpumpen kann. Zu Monatsbeginn zeigte sich das daran, wie geräuschlos die Fälligkeit des 442 Mrd. Euro schweren Jahrestenders verlief. Das darf zweifelsohne als Indiz verstanden werden, dass die EZB den Euro stabil halten kann, auch wenn sie in der Krise auf Sicht fährt, und ab und zu das Steuer mal ruckartig herumreißt, wie bei der Verlängerung des gelockerten Sicherheitenrahmens oder dem Kaufprogramm von Staatsanleihen.

Störfeuer wie etwa von dem berühmt-berüchtigten Spekulanten George Soros, der vor einem Kollaps des Euro warnt, oder von angelsächsischen Ökonomen sollten deshalb geflissentlich ignoriert werden.

Sicher, die Eurozone hat ernste Probleme. Und sollten die Regierungen ihren Sparkurs nicht konsequent durchhalten, besteht tatsächlich die Gefahr, dass der Euro zu einer weichen Währung verkommt. Aber was derzeit in vielen Hauptstädten der Währungszone an Sparanstrengungen unternommen wird, stimmt doch zuversichtlich. Natürlich kann der Außenwert des Euro in den kommenden Wochen trotzdem noch einmal deutlich sinken. Das würde vor allem dann passieren, wenn der Konjunkturaufschwung in den USA schneller vorangeht als in Euroland. Lange sah es auch danach aus, dass die Federal Reserve (Fed) früher als die EZB in den Zinserhöhungszyklus einsteigen könnte, womit auch die Renditen in Dollar-Anlagen ansteigen könnten und der Dollar so von einem Zinsvorteil profitieren würde.

Kehrtwende in Sicht

Doch die jüngsten Konjunktursignale aus Amerika sind keineswegs so positiv, während vor allem der deutsche Export und die Industrieproduktion der größten Volkswirtschaft der Eurozone kräftig zuzulegen scheinen. Vielleicht kommt es also zu einer nachhaltigen Kehrtwende. Dann dürfte das Sentiment für den Euro drehen, die Gemeinschaftswährung könnte ihren bereits begonnenen Aufwärtstrend fortsetzen. Die Devisen-Analysten vom Bankhaus Metzler sind zuversichtlich: "Die (...) Euro-Erholung trägt mit Überschreiten der wichtigen Widerstandszone von 1,2480 Dollar unseres Erachtens klare Züge einer tragfähigen Aufwärtsbewegung. Zeitmäßig liegen wir in der Erwartung einer V-förmigen Euro-Erholung voll im Plan. "

Natürlich besteht die Gefahr, dass Europas Regierungen bei einer abermaligen Verschärfung der Krise erneut ihre Unfähigkeit zur politischen Führung beweisen. Dann könnte sich das Sentiment ganz schnell wieder gegen den Euro stellen. Doch auch hier macht die deutsche Kanzlerin Hoffnung, wenn sie sagt: "Wir sind durch den Euro-Rettungsschirm vorbereitet, den Euro jederzeit zu stabilisieren."

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