Börsen-Zeitung: Rettungsanker, Kommentar zur EU-Hilfe für Portugal von Kai Johannsen und Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots)
Nun ist es also doch noch geschehen, und zwar schneller als erwartet. Portugal hat am Mittwochabend die Hilfe der anderen europäischen Staaten erbeten, wofür eine sehr schlecht gelaufene Auktion von Geldmarktpapieren wohl den Ausschlag gab.
Wie erwartet sind die Sätze im Vergleich zu den vorangegangenen Auktionen kräftig angestiegen. Die portugiesischen Schuldenmanager bekamen das geplante Volumen zwar noch zusammen - immerhin 1 Mrd. Euro. Das schwer angeschlagenen Land hat aber noch weitere Marktauftritte in der Pipeline. Im zweiten Quartal - so die Ankündigung in der vergangenen Woche - sollen bis zu 7 Mrd. Euro an den Geldmärkten besorgt werden. Das sind immerhin fast 600 Mill. Euro pro Woche, wenn es gut läuft. Dass dies wohl nochmals schwieriger werden würden, war am Abend dann wohl allen Beteiligten in Lissabon klar.
Dass die gestern verauktionierten Kurzläufer noch am Markt untergebracht werden konnten, sollte nicht überbewertet werden. Denn Papiere, die in sechs oder zwölf Monaten zur Rückzahlung anstehen, dürften bedient werden, wenn Portugal über den europäischen Rettungsfonds Geld bereitgestellt bekommt. Schließlich ist ja nicht sofort mit einer Schuldenrestrukturierung zu rechnen. Doch welche europäischen Investoren wollen sich noch in Portugal engagieren, wer hat also noch Kreditlinien frei angesichts der prekären Situation des Landes?
Portugals Banken können offenbar nicht mehr viel auf ihre Bücher nehmen. Das kursierte schon am Dienstag an den Märkten. Die Institute befinden sich schlichtweg nicht mehr in der Position, Anleihen des eigenen Staates zu kaufen. Schließlich haben sie in der mehr als zwölf Monate andauernden Staatenkrise schon genug Bonds auf die Bilanzen genommen, die nun unter Wasser sind.
Am Mittwoch tauchten an den Märkten Nachrichten auf, wonach nun auch die staatliche Pensionskasse bei den Auktionen zugreifen soll. Sie soll sich dafür bereits von ausländischen Anlagen getrennt haben. Des Weiteren hieß es, dass die größte Sparkasse des Landes - Caixa Geral - ebenfalls gedrängt worden sein soll, über ihre Versicherungstöchter portugiesische Staatstitel zu kaufen. Caixa Geral ist in Staatsbesitz. Dies ist das Prinzip rechte Tasche - linke Tasche, mit dem noch versucht worden ist, für kurze Zeit Luft zum Atmen zu bekommen. Nur wenige Stunden später hat man das Scheitern dieser Bemühungen endlich eingestanden und den Rettungsanker geworfen.
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