Börsen-Zeitung: Zeit zum Fusionieren, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Halbjahresabschluss der DZ Bank
Frankfurt (ots)
Eine Ergebnissteigerung trotz hoher Wertberichtigungen auf griechische Staatsanleihen - der Halbjahresabschluss der DZ Bank ist in Zeiten wie diesen aller Ehren wert. Der Vorstand des genossenschaftlichen Zentralinstituts warnt Kapitalgeber, Beschäftigte und Öffentlichkeit dennoch davor, die unterm Strich erfreuliche Entwicklung für das Gesamtjahr fortzuschreiben. Vielmehr werde per Dezember-Ultimo ein geringeres Ergebnis als 2010 erwartet. Diese Vorsicht ist vernünftig. Schließlich können die volatilen Märkte von einem Tag auf den anderen leicht zu Bewertungseffekten in dreistelliger Millionenhöhe führen - im Zeichen der Staatsschuldenkrise aus heutiger Sicht eher in die falsche Richtung. Vor diesem Hintergrund war es richtig, dass die DZ Bank offenbar jede Chance genutzt hat, ihr Exposure in den fünf besonders von der Krise betroffenen Euro-Staaten deutlich zurückzufahren.
Ob eine Politik "Raus aus dem Risiko" aber auf Dauer ausreicht für ein Unternehmen, dessen Geschäftszweck als Bank nun mal das Eingehen von Risiken ist? Sicher, die DZ Bank ist operativ gut unterwegs, wie etwa der Sprung im Zinsüberschuss eindrucksvoll zeigt. Es fehlt auch nicht an strategischen Initiativen im Verbund mit den Volks- und Raiffeisenbanken. Dennoch werden DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch und sein Kollege Werner Böhnke von der Düsseldorfer WGZ Bank sich eher früher als später noch einmal mit dem Thema "Großer Wurf" befassen müssen. Nicht trotz, sondern wegen der Krise! Die Sorgenkinder DG Hyp bzw. WL Bank schleppen noch enorme Portfolien europäischer Staatsanleihen mit sich herum - Altlasten, die sich mit vereinten Kräften leichter tragen ließen. Auch die Regulatorik, etwa der Eigenkapitalabzug für Beteiligungen, spricht dafür, die Struktur mit zwei Zentralbanken zu überdenken.
Gewiss wäre ein Zusammenschluss im vorherrschenden Umfeld eine besondere Herausforderung. Und natürlich haben beide Seiten nach mehreren Fehlversuchen Manschetten, beim nächsten Fusionsanlauf erneut zu scheitern, was auch das Lebenswerk der Beteiligten gleichermaßen prägen würde wie das Gelingen - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Nichtstun als dritte Möglichkeit könnte indes auch teuer werden, für die Gewinn-und-Verlust-Rechnung ebenso wie für die Reputation der Verantwortlichen. Denn je länger die Krise andauert, desto größer wird der Handlungsdruck, und umso intensiver drängt sich damit für die Vorstände wie für die Eigentümer die Frage auf, wie lange man sich den Luxus leisten darf, die mit einer Fusion auf der Zentralbankenebene verbundenen Chancen liegen zu lassen.
(Börsen-Zeitung, 30.8.2011)
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