Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Maß und Mitte, Kommentar zur Jahrespressekonferenz der BaFin, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Unbequeme Entscheidungen hatte Elke König bei ihrer Amtseinführung als BaFin-Präsidentin Anfang 2012 den Beaufsichtigten in Aussicht gestellt, aber auch Augenmaß, Berechenbarkeit, Verlässlichkeit. Nach allem, was man sehen und - auch von Banken - hören kann, hat sie Wort gehalten. Zweifellos haben sich im Vergleich zu Königs Vorgänger, dem als "harter Hund" verschrienen und auch wortgewaltigen Jochen Sanio, Diktion und Habitus geändert. "Weicher" ist die Aufsicht unter der neuen Präsidentin und ihrem teilweise neubesetzten Direktorium indes nicht geworden, andererseits aber auch nicht aggressiv oder anmaßend. König & Kollegen scheinen vielmehr Maß und Mitte gefunden zu haben, was angesichts der Herausforderungen durch die säkulare Krise und den regulatorischen Umbruch - der ja nicht nur die Finanzwirtschaft, sondern auch die Aufseher trifft - eine respektable Leistung ist.

Diese Ausgewogenheit wurde auch auf der Jahrespressekonferenz der Allfinanzaufsicht deutlich. Zum einen schreibt König den Banken, die einst vermeintlich "über Wasser gehen" konnten, aber mit dem Verlust des Vertrauenskapitals als Folge der Krise und diverser Skandale zunehmend entmystifiziert worden seien, klare Worte ins Stammbuch. Für König geht es bei der Regulierung neben der Stabilisierung von Banken und Märkten um nichts Geringeres als die Wiederherstellung der marktwirtschaftlichen Ordnung. Dabei dürften in der Tat weitere unbequeme Entscheidungen auf die Banken zukommen, auch bei Themen, bei denen die BaFin gar nicht hauptzuständig ist, etwa was Aktivitäten in Steuerparadiesen angeht. Die Behördenchefin vergisst aber auch nicht den Hinweis, dass Geschäfte in Offshore-Oasen nicht zwangsläufig einen Hautgout haben.

Zum anderen ist König vorurteilsfrei und unaufgeregt genug, Skandale - wie die Zinsmanipulationen - nicht noch größer zu machen, als sie ohnehin schon sind. Und sie ist so frei, Klartext auch in Richtung Politik, ob in Brüssel oder anderen Hauptstädten, zu reden, etwa wenn sie vor Renationalisierungstendenzen warnt, auf das Fehlen der Voraussetzungen eines europäischen Abwicklungsmechanismus hinweist oder in puncto Beteiligung von Einlegern an Rettungsaktionen mahnt, "ein Hin und Her wie in Zypern darf es nicht mehr geben". Generell müssten Investoren wissen, worauf sie sich einlassen. Da - und in anderen Beispielen - ist die BaFin nicht zuletzt Interessenvertreterin der von ihr beaufsichtigten Banken und Versicherer. Alles in allem drängt sich der Eindruck auf, dass die deutsche Finanzaufsicht in guten Händen ist.

(Börsen-Zeitung, 29.5.2013)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 24.05.2013 – 19:25

    Börsen-Zeitung: Die Anspannung steigt, Börsenkommentar "Marktplatz", von Thorsten Kramer.

    Frankfurt (ots) - An den Finanzmärkten muss das Drehbuch für das laufende Jahr überarbeitet werden. Denn der Auftritt des US-amerikanischen Notenbankpräsidenten Ben Bernanke vor dem Wirtschaftsausschuss im Kongress spricht dafür, dass die Anspannung der Investoren im Laufe des zweiten Halbjahres von Monat zu Monat wachsen wird. Von einem weiteren steilen Anstieg ...

  • 23.05.2013 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Realitätscheck, Kommentar zu China von Norbert Hellmann

    Frankfurt (ots) - Chinas Einkaufsmanagerdaten scheinen in diesem Frühjahr immer für einen Aufreger gut zu sein. Entgegen den Erwartungen zeigt das Stimmungsbarometer für die Industrieaktivität in China auch im Mai nach unten, allerdings nur leicht. Die Marktreaktionen an einigen asiatischen Börsen, allen voran Tokio, sind allerdings so heftig ausgefallen, dass man ...