Börsen-Zeitung: Die hässliche Ente, Kommentar zur HSH Nordbank von Carsten Steevens
Frankfurt (ots)
Die hässliche Ente unter den Landesbanken ist - da gibt es auf den ersten Blick kein Vertun - die HSH Nordbank. Keine andere aus dem öffentlichen Großbankenlager weist für 2013 einen Verlust aus, geschweige denn einen im Vorjahresvergleich mehr als versechsfachten. Keine andere Landesbank handelte sich 2013 ein neuerliches Prüfverfahren seitens der EU-Kommission ein, weil die Ländereigner Hamburg und Schleswig-Holstein sich zur Wiederaufstockung ihrer voreilig reduzierten Zweitverlustgarantien veranlasst sahen, um die Kapitalbasis zu sichern.
Nicht auszudenken, würde die nicht nur durch die seit sechs Jahren wegen der Schifffahrtskrise strauchelnde HSH über die Wupper - Pardon: die Elbe - gehen: Für die beiden kleinen Bundesländer ist die Bank das größte Haushaltsrisiko, wie gestern noch einmal in Erinnerung gerufen wurde. Dass die Haupteigner deshalb bestrebt sind, diesen "worst case" zu verhindern, ist verständlich. Dank der aufgestockten Garantien blieb der Bank 2013 viel Raum für Risikovorsorge. Doch nicht von ungefähr spielen Berater im Auftrag der beiden Länder derzeit auch das Szenario einer Abwicklung durch.
Die HSH, deren einstiger Vorstandschef sich gemeinsam mit fünf weiteren Ex-Managern seit Juli vorigen Jahres wegen des Vorwurfs der Veruntreuung von Bankvermögen und falscher Bilanzdarstellung vor Gericht verantworten muss, steht unter verschärftem Druck. Sie muss in wenigen Monaten nicht nur einen Bankenstresstest bestehen, sondern auch nachweisen, Schifffahrts- und andere Krisen auf Dauer aushalten und ausreichend profitables Neugeschäft erwirtschaften zu können.
Für eine Bank, deren schrumpfende Belegschaft sich seit Jahren auch ums Abarbeiten beträchtlicher Altlasten kümmern muss, ist die Stabilisierung des Geschäftsmodells kein einfaches Unterfangen. Zumal dann nicht, wenn solche Aufgaben für eine mit Steuermilliarden gestützte Bank von bösen Überraschungen erschwert werden - wie der Nachricht über eine jahrelange Beteiligung an fragwürdigen Arbitragegeschäften zulasten des Fiskus.
Umso erstaunlicher erscheinen da die zuletzt erreichten Wachstumsraten im Neugeschäft. Auch der Ergebnisvergleich mit anderen Landesbanken fällt schwer, denn außer der HSH zieht kein anderes gestütztes Institut Belastungen wie durch Prämien für staatliche Hilfen unmittelbar durch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Die HSH Nordbank sieht derzeit gewiss alles andere als schön aus - aufgegeben hat sie sich nicht.
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