Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Moleküle und Geld, Kommentar zu Eon von Andreas Heitker

Frankfurt (ots)

Das russische Stromgeschäft hat bei Eon im ersten Halbjahr gerade einmal 5% zum operativen Gewinn beigetragen. Die wahre Bedeutung Russlands für Eon zeigt sich hier aber nicht. Denn der Konzern ist auch an einem Gasfeld in Sibirien beteiligt sowie an einer Pipeline von Russland nach Deutschland. Demnächst werden es stolze 10 Mrd. Euro sein, die Eon in den vergangenen Jahren in den russischen Markt investiert hat.

Vom Monopolisten Gazprom bezieht Deutschlands größter Energiekonzern zudem mehr als ein Drittel seines Erdgases. Russland steht bei Eon heute für etwa ein Zehntel des gesamten Geschäfts - ein Exposure, das man nicht unterschätzen sollte, und das, wie sich jetzt im Zuge der Ukraine-Krise zeigt, mit deutlichen Risiken behaftet ist. Vorstandschef Johannes Teyssen müht sich im Moment noch um Normalität. Unmittelbare Auswirkungen von Sanktionen gegen das Putin-Regime kann er nicht erkennen. Dass Gazprom als Antwort auf die Sanktionen jetzt einseitig die Gaspreise heraufsetzt, hält er rechtlich für nicht möglich. Und überhaupt: "Die Moleküle und das Geld fließen." Soll heißen: keine besonderen Vorkommnisse bislang im operativen Geschäft.

Aber was heißt das schon? Die Gastochter Ruhrgas hat bereits seit über 40 Jahren Lieferbeziehungen zu Moskau. Selbst in den kältesten Kalter-Krieg-Zeiten gab es nie politisch motivierte Lieferunterbrechungen. Dass dies in der aktuellen Diskussion kaum noch eine Rolle spielt, zeigt aber, wie viel Vertrauen in den vergangenen Monaten zertrümmert wurde. Und wie schnell im Zuge einer Wirtschaftskrise die Stromnachfrage sinken kann, hat Eon zuletzt in Westeuropa schon schmerzhaft erfahren. Ein ähnlicher Einbruch in Russland käme zur Unzeit, wird dort doch gerade erst ein breites Kraftwerkserneuerungsprogramm abgeschlossen.

Die Expansion in Russland gehört bisher sicher zu den erfolgreichsten Auslandsengagements von Eon. Andere Märkte hat der Konzern längst wieder aufgegeben. In Spanien und Italien steht gerade erst ein milliardenschwerer Rückzug bevor. Hier fließen künftig keine Moleküle mehr und auch kein Geld. Russland bot dagegen immer unspektakuläre, aber solide und verlässliche Wachstumsperspektiven - in der Gasförderung, im Gashandel und im Stromgeschäft. Für Eons Diversifizierungsstrategie, die darauf abzielt, den Konzern unabhängiger vom krisengeschüttelten deutschen und westeuropäischen Kraftwerksgeschäft zu machen, wäre ein Wegbrechen des russischen Marktes daher alles andere als eine Lappalie.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 12.08.2014 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Lohn-Preis-Spirale, Kommentar zur Tarifpolitik von Claus Döring

    Frankfurt (ots) - Das war's dann wohl mit dem zwar abgenutzten, aber immer noch beliebten Bild von der Konjunkturlokomotive Deutschland. Nach den Gewinnwarnungen etlicher Unternehmen nun also das Warnsignal für die deutsche Volkswirtschaft. Im zweiten Quartal hat die Konjunktur deutlich an Schwung verloren. Nicht nur das Bundeswirtschaftsministerium, sondern auch ...

  • 11.08.2014 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Alles im Griff, Kommentar zu Bilfinger von Peter Olsen

    Frankfurt (ots) - Joachim Müller ist in diesen Tagen nicht zu beneiden. Nach dem Abgang von Vorstandschef Roland Koch muss er als Finanzvorstand von Bilfinger die schwachen Kennzahlen des zweiten Quartals 2014 präsentieren - das ist natürlich sein Job -, soll aber zudem über Hintergründe des Scheiterns von Koch Rede und Antwort stehen. Das kann er mit Blick auf ...

  • 08.08.2014 – 20:45

    Börsen-Zeitung: Von Angst gelähmt, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Hin- und hergerissen müssen sich derzeit viele Marktteilnehmer fühlen. Denn der Rücksetzer im Aktienmarkt - die erste Korrektur des Dax um 10% seit etwas mehr als zwei Jahren - ist nun da. Strategen zufolge sollte dies zum Einstieg genutzt werden. Beim Tief vom Freitag bei 8903, dem niedrigsten Stand seit dem 23. Oktober 2013, summierten sich die ...