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Börsen-Zeitung: Wozu eine neue Strategie? Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Den Vorsteuergewinn binnen zwei Jahren vervierfacht, erstmals in allen Kerngeschäftsfeldern über 1 Mrd. Euro verdient, die Kernkapitalquote seit Anfang 2012 verdoppelt, die Verschuldungsquote deutlich verbessert, Wettbewerbern namentlich im Investment Banking Marktanteile abgenommen, im Privatkundengeschäft die Erträge trotz bizarr niedriger Zinsen auf Vorjahresniveau gehalten, das verwaltete Vermögen auf mehr als 1 Bill. Euro ausgebaut und, und, und. Sieht so eine Bank aus, die dringend eine neue Strategie braucht?

Gewiss, die Deutsche Bank des Jahres 2014 zeigt sich auch von weniger schönen Seiten: hartnäckig zu hohe Kostenbasis mit der Folge einer Aufwand-Ertrag-Relation jenseits von 90%, Eigenkapitalrenditen im unteren einstelligen Prozentbereich. Hinzu kommt das Dauerthema Rechtshändel, dessen Folgen für die Reputation ebenso schwer zu kalkulieren sind wie jene für die Gewinn-und-Verlust-Rechnung - was Letztere angeht, wird die Unsicherheit durch die Hunderte Mill. Euro tiefe Kluft zwischen Markterwartungen und dem dann umso positiver überraschenden tatsächlichen Ergebnis des vierten Quartals überdeutlich. Wobei die Blauen liebend gerne mehr für Rechtsrisiken aufgewandt hätten, wenn damit der eine oder andere Fall ad acta gelegt worden wäre. Aber Rückstellungen kann man nicht frei nach Schnauze bilden, und die Bank weiß eben selbst nicht, was an Belastungen aus noch aufzuarbeitenden Skandalen der Branche auf sie zukommt. Wie es scheint, steht der hiesige Marktführer keineswegs immer im Zentrum der Ermittlungen. Derweil war die höhere Weisheit Karlsruher Richter, die das Institut 330 Mill. Euro in Form zu erstattender Kreditbearbeitungsgebühren kostet, weder vorhersehbar, noch ist sie nachvollziehbar noch der Deutschen oder anderen Banken vorwerfbar. Zinsen gibt's kaum noch, und Entgelte für Dienstleistungen sollen die Geldhäuser auch nicht mehr verlangen dürfen?

Resultat der unbefriedigenden Erfolgskennziffern einerseits und der juristischen Damoklesschwerter andererseits ist eine absolut wie auch gemessen an Benchmarks indiskutable Performance der "DBK"-Aktie. Also müssen die Kosten gedrückt - Deutsch-Banker sind zu gut bezahlt - und wohl die Renditeziele an die neue Regulierungsnormalität angepasst werden. Aber wegen schwebender Altlasten, eines pathologischen Zinsumfeldes oder einer Konjunkturschwäche in Europa wirft man nicht die langfristige grundlegende Strategie über den Haufen. Hier wäre der Bank, die operativ erkennbar gut unterwegs ist, mehr Souveränität zu wünschen.

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