Börsen-Zeitung: Risikogeschäfte, Kommentar zu Eon von Andreas Heitker
Frankfurt (ots)
Nicht nur RWE-, sondern auch Eon-Aktionäre sind derzeit nicht zu beneiden. Am Donnerstag verlor die Aktie des Düsseldorfer Energiekonzerns fast 8% an Wert. Mit knapp 9 Euro kostet das Papier so wenig wie noch nie seit der Veba-Viag-Fusion vor 15 Jahren.
Ein wesentlicher Grund für den Unmut der Anleger sind aktuell die erneuten Wertberichtigungen. Zwar haben nahezu alle großen Versorger in Europa in den vergangenen Jahren schon hohe Abschreibungen im Kraftwerksgeschäft vornehmen müssen. Und auch Eon hat bereits die eine oder andere Milliarde bei den Goodwill- und Asset-Werten gestrichen, vor allem in Südeuropa. Aber der jetzt für das dritte Quartal angekündigte Berichtigungsbedarf im höheren einstelligen Milliardenbereich ist doch ein ziemlich heftiger Brocken. Eon wird das letzte Geschäftsjahr vor der Aufspaltung wohl mit einem Rekordverlust abschließen.
Die Abschreibungen zeigen einmal mehr, dass die im Zuge der Abspaltung geäußerte Kritik, mit der neuen Kraftwerksgesellschaft Uniper werde eine Art Bad Bank der Energiewirtschaft geschaffen, nicht gänzlich aus der Luft gegriffen war. Allen entrüsteten Beteuerungen von Eon zum Trotz: Die langfristige Attraktivität der Uniper-Geschäfte ist in den vergangenen Monaten noch weiter gesunken. Auch die Übertragung der Atomrisiken auf die neue Eon ändert daran wenig. Der wichtigste Treiber der Aufspaltung, das zeigt sich nun wieder einmal, ist der Versuch, zukunftsfähige Felder aus dem Abwärtssog der darbenden Kraftwerkssparte zu befreien.
Dass die deutschen Atomgeschäfte einschließlich der Rückstellungen nun doch nicht mit abgespalten werden, ist zwar nachvollziehbar, da ansonsten der komplette Spin-off gefährdet wäre. Die Entscheidung schmälert allerdings die Attraktivität der neuen Eon, die sich ja eigentlich ganz auf die Bereiche Vertrieb, Netze und erneuerbare Energien konzentrieren wollte, ganz erheblich.
Atomkommission, Stresstest, neues Haftungsgesetz - dass das sensible Thema Rückstellungen noch einmal eine solch politische Dynamik bekommen könnte, wurde vom Management schlicht unterschätzt. Wieder einmal wird deutlich, dass in der weiteren Abwicklung der Atomkraft in Deutschland noch ein gehöriges politisches Risiko für die beteiligten Konzerne steckt, das aktuell noch kaum zu beziffern ist. Eon pocht nun auf die gemeinsame Verantwortung von Staat und Unternehmen. Auf allzu viele Zugeständnisse seitens der Politik sollte der Konzern dabei aber nicht hoffen.
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