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Börsen-Zeitung: Im Treibsand, Kommentar zum Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Der Jahresauftakt 2016 hat am Aktienmarkt durchaus Ähnlichkeiten mit dem Vorjahr - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Sprengte 2015 eine spektakuläre Hausse des Dax, die sogar in US-Medien Thema war, sämtliche Prognosen, hat nun der schwächste Start des deutschen Aktienmarktes seit einem halben Jahrhundert die Analysten auf dem falschen Fuß erwischt. Bei 11450 und 11538 Zählern lag vor nur sechs Wochen der Durchschnitt der Bankenprognosen für den Index, den das ZEW ermittelt hatte. Sie sind nur noch Makulatur.

Wie im Treibsand wurde der Dax gestern langsam, aber sicher unter die Marke von 9000 Zählern gesogen. Die noch zur Jahreswende für sicher gehaltenen, für den Aktienmarkt konstruktiven fundamentalen Rahmenbedingungen scheinen sich Zug um Zug in Luft aufzulösen. Gingen die Marktteilnehmer vor wenigen Wochen noch davon aus, dass sich das globale Wachstum in diesem Jahr leicht beschleunigen wird, zeichnet sich eine erneute Enttäuschung ab.

Längst gehen Befürchtungen über eine erneute Wachstumsverlangsamung hinaus. Unter dem Eindruck der Entwicklung in China und den Emerging Markets insgesamt, der Rohstoff-Baisse sowie enttäuschender Konjunkturdaten und Unternehmensberichte greifen zunehmend Rezessionsängste um sich. Für Nervosität sorgt der Umstand, dass der US-Konjunkturzyklus weit fortgeschritten ist. Zuletzt verstärkte sich die Verunsicherung durch zunehmende Befürchtungen über Risiken in der Bankenbranche. Da reichten Gerüchte über einen Konkursantrag des US-Schieferölförderers Chesapeake gestern aus, um einen Ausverkauf der Bankaktien auszulösen.

Symptome der Übertreibung sind unübersehbar. Gerade im Bankenbereich verhalten sich Aktien, CDS und Anleihen, als wäre gerade ein Unglück vom Ausmaß des Lehman-Desasters geschehen. Auch andere Assets wie etwa Öl und Industriemetalle haben Niveaus erreicht, wie sie seit 2009, als die Weltwirtschaft und das Finanzsystem vor dem Kollaps zu stehen schienen, nicht mehr zu sehen waren. Dabei ist weit und breit keine mit der Nach-Lehman-Zeit vergleichbare Krise erkennbar und die Weltwirtschaft noch längst nicht in der Rezession.

Doch das nutzt derzeit ebenso wenig wie etwa die Tatsache, dass der niedrige Ölpreis auch positive Konjunkturimpulse setzt und die Notenbanken ein stützender Faktor bleiben. Erst wenn sich die Datenlage so verbessert, dass die Rezessionsängste schwinden, werden sich auch die Märkte stabilisieren.

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