Börsen-Zeitung: Die Renditelüge, Kommentar zu Banken von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots)
Die Ergebnisse der Société Générale (SocGen) im Schlussquartal vereinen vieles von dem, was Anlegern derzeit den Bankensektor vergällt: Das Investment Banking schwächelt, die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten steigen, und der Vorstand eiert schwer herum, wenn es ums Renditeziel geht. Es könnte schwer werden, 2016 die angestrebte Eigenkapitalverzinsung von 10% zu erreichen, sagt Frédéric Oudéa, Chief Executive des Instituts, das in den zurückliegenden zwölf Quartalen gerade ein einziges Mal auf diese Marke kam. Damit steht SocGen nicht allein da. Von Europas Platzhirschen schafft derzeit allein die Deutsche Bank 10%, dies aber mit negativem Vorzeichen.
Noch immer tun sich Bankmanager schwer mit der Einsicht, dass in Zeiten eines risikolosen Zinses von null prozentual zweistellige Überrenditen, zumal in Zeiten erhöhter Kapitalanforderungen, nicht zu erwirtschaften sind, und in einem Marktumfeld wie diesem schon mal gar nicht. Dass sie offenbar die letzten sind, die den Schuss noch nicht gehört haben, macht sie am Markt nicht gerade glaubwürdiger. Sie müssen daher tun, was die Anleger längst hinter sich haben: sich von überzogenen Renditeversprechen verabschieden. Das Eingeständnis der Renditelüge fällt ihnen freilich umso schwerer, da damit selbst die propagierte Eigenkapitalverzinsung vielfach nur noch deutlicher unter das Niveau der Kapitalkosten rutschen würde, was auch nicht gerade als Equity Story taugt.
In die Flucht treibt die Anleger aber auch, dass zu Jahresbeginn das europäische Regime für die Abwicklung maroder Banken in Kraft gesetzt worden ist. Das Single Resolution Board kann seither unter anderem die rund 130 wichtigsten Banken Eurolands anweisen, ihre Strukturen so zu ändern, dass sie abwickelbar sind, und entsprechende Kapitalniveaus vorgeben. Dass mancher Markakteur vor diesem Hintergrund auf eine neuerliche Bankenrettungsrunde durch die öffentliche Hand wettet, verstehe, wer will. Mit welchem Geld sollte dies eigentlich finanziert werden?
Bis Europas Großbanken geräuscharm abwickelbar sind, wird fraglos noch einige Zeit ins Land gehen. Der Entzug der impliziten Staatsgarantie schlägt dennoch vielen Anlegern schwer auf den Magen, wie man in diesen Tagen sieht. Wer sich auch ohne dieses Sicherheitsnetz krisenfest aufstellt, seine Kosten im Griff hat und eine überzeugende Strategie glaubhaft verfolgt, dessen Kapitalkosten werden wieder unter ein realistischeres Renditeziel sinken. Das aber wird längst nicht allen Banken gelingen.
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