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Börsen-Zeitung: Willkommene Rosskur, Kommentar zu Unicredit von Thesy Kness-Bastaroli

Frankfurt (ots)

Der erst seit wenigen Monaten amtierende Chef von Unicredit, Jean Pierre Mustier, hat Italiens einziger internationalen Bank eine Rosskur verschrieben. Anders kann man die Kapitalbeschaffung von 20 Mrd. Euro und den drastischen Kostenabbau nicht bezeichnen.

13 Mrd. Euro sollen durch eine im ersten Quartal 2017 geplante Kapitalerhöhung in die Kassen fließen. Weitere 7 Mrd. Euro Erlöse entfallen auf den bereits erfolgten Verkauf von Tochtergesellschaften. Eine Kapitaloperation diesen Ausmaßes hat es in der italienischen Bankengeschichte noch nie gegeben. Auch nicht, dass ein Großteil des frischen Kapitals für die Ausgliederung notleidender Krediten verwendet werden soll. Mustier hat in den sechs Monaten seiner Amtszeit also womöglich etwas auf den Weg gebracht, was Italiens Krisenbank Monte dei Paschi di Siena schon seit mehr als fünf Jahren versucht: Einen drastischen Sanierungsplan zu verabschieden, mit dem die Schwachstellen der Bank behoben werden - ein für allemal.

Wird es so kommen? Noch ist der Plan nicht umgesetzt. Die Gewerkschaften haben prompt auf den zusätzlichen Abbau von Arbeitsplätzen in Italien reagiert und bereits Proteste angekündigt. Die Verhandlungen mit den mächtigen Arbeitnehmervertretern werden nicht einfach sein. Auch findet die Kapitalerhöhung von 13 Mrd. Euro zu einem schwierigen Zeitpunkt statt. Italien hat zwar seit Wochenbeginn eine neue Regierung. Aber niemand weiß, wie lange die Führung im Amt sein wird. Vorgezogene Wahlen sind nicht auszuschließen. In diesem politisch heiklem Terrain ist jede Kapitalerhöhung ein Risiko.

Doch der Markt hat die Rosskur von Jean Pierre Mustier positiv aufgenommen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn in den letzten Jahren reagierte die Anleger stets negativ auf die verschiedensten Sanierungspläne der Bank, deren Kapitalerhöhungen und den bereits gestarteten Personalabbau. Durch angekündigte Sonderkosten von 12 Mrd. Euro im vierten Quartal wurde für 2016 auch ein enormer Verlust angekündigt. Zudem fällt die Dividendenzahlung aus. Trotzdem kletterten die Kurse der Bank um knapp 16 Prozent. Es handelt sich um eine willkommene Rosskur.

Mustier will die Probleme des Konzern an den Wurzeln anfassen und diese nicht, wie in Italien üblich, unter den Teppich kehren. Der Manager will nicht nur mit seinem inländischen Rivalen Banca Intesa Sanpaolo, sondern auch mit anderen Großbanken in Europa mithalten können. Diese Absicht wurde von Markt belohnt. Jetzt muss der Plan den Praxistest bestehen.

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