Börsen-Zeitung: Opec-Seifenblase platzt, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots)
Noch vor rund einem Monat befand sich die als wichtigster Referenzpreis dienende Notierung der Nordseesorte Brent Crude nach Ansicht vieler Marktteilnehmer schon auf dem Weg in Richtung 60 Dollar je Barrel. Nun kämpft der Preis wieder mit der Marke von 50 Dollar. Ein derartiges Niveau ließ sich zuletzt im November vergangenen Jahres beobachten, also vor den Beschlüssen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zur Reduzierung der Förderung.
Die Marktteilnehmer sind damit offensichtlich zu der Überzeugung gelangt, dass es der Opec nicht gelingen wird, für einen nachhaltig höheren Ölpreis zu sorgen. Die Hoffnungen und Erwartungen der Ölproduzenten selbst und auch der Marktakteure haben sich damit als eine Seifenblase erwiesen, die nun geplatzt ist.
Das Kartell unter Führung Saudi-Arabiens hatte darauf gehofft, dass eine Reduzierung der Produktion um 1,2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) durch die Opec-Länder bzw. unter Einbeziehung weiterer Produzenten wie Russland um 1,8 Mill. bpd nicht nur für eine marktpsychologisch bedingte kurzfristige Preisstabilisierung sorgt, sondern bei ihrer vollen Implementierung letztlich für eine Unterversorgung des Weltmarktes, die die sehr hohen Lagerbestände drücken würde. Die Opec hat hoch gepokert, denn die Erreichung des Ziels hätte vorausgesetzt, dass die amerikanische Schieferölproduktion auf den Ölpreisanstieg kaum reagiert.
Dazu ist es aber nicht gekommen, die Stabilisierung des Ölpreises hat in den USA vielmehr einen regelrechten neuen Schieferölboom ausgelöst: Die dortige Produktion nimmt in einem Ausmaß zu, das es zuletzt in den Wachstumsjahren 2013 und 2014 gegeben hat - bei einem deutlich höheren Preisniveau. Dass dies jetzt bei einem Ölpreis von deutlich unter 60 Dollar möglich ist, liegt daran, dass die US-Produzenten ihre Kosten deutlich gesenkt haben und daher mit Gewinn produzieren können.
Für die Opec und insbesondere Saudi-Arabien bedeutet dies die bittere Erkenntnis, dass sie die Kontrolle über den globalen Ölmarkt wohl endgültig verloren haben. Damit ist auch zu hinterfragen, ob eine Verlängerung der Förderkürzungen über die Jahresmitte hinaus überhaupt sinnvoll ist. Sie könnte nämlich dazu führen, dass Marktanteile insbesondere an die US-Konkurrenz verloren gehen. Die Saudis haben bereits in der Vergangenheit lernen müssen, dass es bis zu einer Dekade dauern kann, bis aufgegebene Marktanteile zurückgewonnen sind.
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