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Der Kapitän geht von Bord
Kommentar zum Wechsel an der Comdirect-Spitze von Björn Godenrath

Frankfurt (ots)

So ganz hatte sich Arno Walter nie von seiner Frankfurter Heimat verabschiedet. Auch als der glühende Eintracht-Fan 2015 nach Quickborn als Chef der Commerzbank-Tochter Comdirect wechselte, war er in der alten Heimat präsent - freilich ohne dass sein Engagement für die Direktbank darunter gelitten hätte. Seine Bilanz als Comdirect-Chef ist positiv. Das als reiner Online-Broker vor 20 Jahren gestartete Institut gilt heute gemeinsam mit der DKB und der ING als führende Direkt- und Digitalbank in Deutschland.

Umso trauriger, dass Walter nun Knall auf Fall inmitten der Übernahme durch die Mutter sein Mandat als Vorstandsvorsitzender niederlegt und nahtlos bei der Commerzbank die Funktion eines Bereichsvorstands für Wealth Management & Unternehmenskunden übernimmt. Walter hatte sich wie alle Vorstände der Comdirect ein vertragliches Rückkehrrecht zur Commerzbank ausbedungen und diese Karte nun gezogen. Dieses Blatt würden viele der in Quickborn angestellten Mitarbeiter sicher auch gerne ausspielen, aber so ist es eben nicht.

Immerhin bleibt Walter der alten Liebe verbunden, soll er doch bei der Commerzbank die geplante Verschmelzung auf die Konzernmutter leiten. Das wird notwendige Grausamkeiten zwar nicht verhindern, den Übergang aber sicher erleichtern. Es ist gut und spricht für Walters Charakter, dass er sich nicht einfach aus dem Staub macht.

Andererseits vollzieht er den Wechsel, bevor die geplante Verschmelzung unter Dach und Fach ist. Schließlich muss die Hauptversammlung der Commerzbank den Beschluss noch mit Dreiviertelmehrheit absegnen, zudem liegen natürlich noch nicht die erforderlichen Bewertungsgutachten vor. Solche Aktionärsversammlungen können manchmal einen unerwarteten Verlauf nehmen. Immerhin steht eher nicht zu befürchten, dass wie bei der Comdirect aktivistische Aktionäre wie Petrus Advisers auf die Schnelle Kapital mobilisieren für den Aufbau einer maßgeblichen Position, um Beschlüsse zu blockieren. Dass sich die Aktionäre nicht mit 11,44 Euro abspeisen lassen wollen, ist mit der ins Leere gelaufenen Offerte ja dokumentiert.

Welches Schicksal der Comdirect mit Eingliederung in die Commerzbank droht, ist klar. Immerhin soll die Marke für das Brokerage erhalten bleiben - es wäre auch sehr traurig gewesen, diese sorgsam aufgebaute Marke komplett zu beerdigen. Außerdem würde diese auch gut als Direktbanken-Marke unter dem Dach der Commerzbank funktionieren. Aber die Konzernräson hat anders entschieden.

(Börsen-Zeitung, 18.12.2019)

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