Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Langer Atem gefragt, Kommentar zur Lufthansa von Lisa Schmelzer

Frankfurt (ots)

Wer sich in den vergangenen Wochen gefragt hat, warum die Lufthansa eine so gewaltige Summe wie 9 Mrd. Euro vom Staat braucht, bekam die Antwort am Mittwoch schwarz auf weiß geliefert. Bei der verspäteten Vorlage der Quartalszahlen teilte die Fluggesellschaft mit, wie es in den nächsten Jahren weitergehen wird. Nämlich in Trippelschritten. Die Lufthansa wird jahrelang ihr Vorkrisenniveau nicht erreichen, nicht beim Angebot und vermutlich auch nicht bei der Gewinnentwicklung.

Zeitweise hatte die Airline in der Coronakrise 700 ihrer 763 Flugzeuge geparkt, damit ist es nun vorbei. Die Ausweitung des Flugangebots geht aber nur langsam voran. Im September sollen 40 Prozent des vor einem Jahr angebotenen Flugprogramms absolviert werden. 2021 wird noch mit 300 geparkten Fliegern gerechnet, 2022 werden es noch 200 sein. Auch nach der Krise, also ab 2023, plant das Lufthansa-Management mit einer um 100 Maschinen geschrumpften Flotte. Der Übersatz an - derzeit unverkäuflichen - Flugzeugen und vor allem Mitarbeitern verursacht im Konzern hohe Kosten, ein nun lanciertes Restrukturierungsprogramm dürfte erst nach und nach Abhilfe schaffen.

Es wird vor diesem Hintergrund wohl einige Jahre dauern, bis Lufthansa wieder positive Ergebnisse einfliegen kann. Allein im ersten Quartal wurde ein Verlust von über 2 Mrd. Euro generiert. Im laufenden Vierteljahr, das am stärksten von der Krise betroffen ist, dürfte es noch mehr sein.

Der Fokus liege nun auf dem Cash-flow, gab Konzernchef Carsten Spohr die Devise aus. Doch in den vergangenen - und kommenden - Wochen wird nur Cash verbrannt, 800 Mill. Euro monatlich. Unternehmensteile sollen verkauft werden, Flugzeugauslieferungen werden, wenn möglich, verschoben. Was das alles in Euro und Cent bedeutet, ist noch nicht abzusehen. Auch zu welchen Zugeständnissen die Gewerkschaften bereit sind, steht noch in den Sternen.

Die Rückkehr an den Kapitalmarkt hält Spohr erst im kommenden Jahr für möglich. Den drohenden Rauswurf aus dem Dax bezeichnet der Lufthansa-Chef in dieser Gemengelage zu Recht als "nicht so relevant".

Einen ganz langen Atem brauchen die Investoren der Lufthansa. Dividendenzahlungen sind sowieso erst wieder erlaubt, wenn die Staatskredite zurückgezahlt sind, also frühestens 2024. Auch was sonst in der Aktienkursentwicklung für Luft nach oben sorgt - mögliche Zukäufe etwa -, fällt erst einmal flach und das vermutlich noch länger als bis 2024. Kein Wunder also, dass institutionelle Anleger längst die Flucht ergriffen haben.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 29.05.2020 – 19:00

    Völlig losgelöst / Kommentar zur Aktienrally von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Durch die Corona-Pandemie erleben die Finanzmärkte ein Jahr der Extreme. Dazu zählt, ebenso wie die Geschwindigkeit des Kursabsturzes und die Heftigkeit der Marktschwankungen in der Panikphase des März, die seit zweieinhalb Monaten anhaltende Erholungsrally. Ihr Ausmaß ist überaus beeindruckend und überraschend. In der abgelaufenen Woche hat der ...

  • 28.05.2020 – 20:00

    Knautschzone / Kommentar zu Hongkong von Norbert Hellmann

    Frankfurt (ots) - Es kam, wie es kommen musste. Chinas Volkskongress hat das weltweit für Aufregung sorgende neue Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone Hongkong durchgedrückt. Peking erhofft sich von dem legislativen Überraschungscoup, dass die Hongkonger Protestbewegung künftig notfalls mit chinesischer Staatsgewalt erstickt werden kann. Für die USA und zahlreiche andere westliche Nationen ist der Fall ...