Verlorene Jahre, Kommentar zur privaten Altersvorsorge in Deutschland von Silke Stoltenberg
Frankfurt (ots)
Für die Altersvorsorge sind es verlorene Jahre gewesen. Aus dem Versprechen der Bundesregierung, die Riester-Rente zu reformieren, ist Nullkommanichts worden. Es ist wirklich bitter für diejenigen, die aufgrund des demografischen Wandels immer weniger aus der gesetzlichen Rente zu erwarten haben und selbst für ihr Auskommen im Alter aktiv werden müssen. Insofern kann man der Fondsbranche nur beipflichten, dass das deutsche System in eine immer größere Schieflage gerät. Für die neue, wie auch immer geartete Bundesregierung wird die Aufgabe umso dringlicher sein, die Reform der Altersvorsorge endlich anzupacken.
Wie sich die Fondsbranche das vorstellt, hat sie nun noch einmal präzisiert und zudem an neue Entwicklungen angepasst. Und da sind durchaus gute Denkanstöße für die Politik dabei. Dass der Sparer-Freibetrag seit Jahren nicht erhöht wurde, während Verbraucherpreise, Renten, Steuerfreibetrag und Beitragsbemessungsgrenzen stetig nach oben gingen, ist ein wunder Punkt. Denn was hilft es denn, einerseits staatliche Gelder als Zulagen für Altersvorsorgeprodukte zu gewähren, während andererseits der Freibetrag auf unzureichendem Niveau verharrt und dann sofort den Leuten 25 Prozent Abgeltungssteuer aus der Tasche gezogen werden, wenn sie zusätzlich privat vorsorgen. Eine Erhöhung des Pauschbetrags wie auch eine regelmäßige Anpassung an Inflation und Lohnentwicklung sind sinnvolle Vorschläge des Fondsverbands BVI. Auch die Idee, "verfallene" Freibeträge aus den Vorjahren für die Zukunft aufsparen zu können, überzeugt.
Positiv ist auch, dass die Fondsanbieter Bereitschaft signalisieren, sich statt einer reformierten Riester-Rente ein neues staatlich gefördertes Altersvorsorgeprodukt vorstellen zu können. Denn angesichts der lautstarken Kritik an diesem Produkt ist es fraglich, ob sich eine neue Regierung wirklich noch an dieser schwierigen Herausforderung versuchen will oder lieber einen Neustart wagt. Da ist es auf jeden Fall aus Sicht der Fondsbranche besser, sich für alle Lösungen offen zu zeigen - zumal gerade aus der Politik schon viele andere Ideen weg von der Riester-Rente kamen. Zentral wird dabei sein, dass hundertprozentige Garantieversprechen gegenüber Vorsorgesparern keine Zukunft mehr haben, sonst sind die Aussichten für Vorsorgesparer auf auskömmliche Renditen schlecht. Für die dringend notwendige Reform der Altersvorsorge braucht die neue Regierung Mut - und ein konstruktives Mitwirken der Finanzbranche.
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