Warten auf den Flurschaden, Kommentar zu den Landesbanken von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots)
3,6 bzw. 3,5: Dies scheint der gängige Faktor, mit dem Landesbanken 2020 ihre Risikovorsorge multipliziert haben, um sich für die Folgen der Pandemie zu wappnen. Der LBBW brachte dies im Verein mit einer satten Abschreibung auf Wirecard-Forderungen vor Steuern einen Gewinneinbruch um 58 Prozent ein. Die Helaba wies zur Wochenmitte brutto 57 Prozent weniger aus als für 2019. Inwieweit dies als Messlatte für die beiden anderen Landesbanken taugt, wird sich am Donnerstag und am Freitag zeigen, wenn Nord/LB und BayernLB Ergebnisse präsentieren.
Schon jetzt aber dürfte klar sein: Die Exponenten des öffentlich-rechtlichen Finanzsektors warten weiterhin auf den Flurschaden durch Covid-19, egal ob sie sich wie die LBBW vor allem in den Sektoren Handel und Automobile oder wie die Helaba im Geschäft mit der öffentlichen Hand sowie dem gewerblichen Immobiliensektor engagieren. Und die entsprechende Risikovorsorge wird die Ergebnisse beider Institute im laufenden Jahr im gleichen Maße bremsen wie 2020. Die Helaba rechnet erst 2022 mit einer schrittweisen Normalisierung der Rückstellungen, und die LBBW stellt bloß eine abnehmende Belastung in Aussicht, weil sich der Einschlag durch Wirecard nicht wiederholen wird.
Zieht man zudem in Betracht, dass viele Insolvenzen verzögert folgen dürften, wird - zumal angesichts einer irrlichternden Politik - deutlich, wie sich die Krise ziehen wird. Landesbanken, die in die Vorsorge zurückstellen, was geht, sollten sich da grundsätzlich weniger sorgen müssen als Institute wie die Deutsche Bank, deren Chef Christian Sewing im November für 2020 den Höhepunkt der coronabedingten Rückstellungen angekündigt hatte. Allerdings hängen auch Pandemie-Belastungen davon ab, wie sich eine Bank beizeiten gegen Verluste abzusichern versteht. Zumindest was das Exposure bei Wirecard angeht, hat die Deutsche Bank da ein besseres Näschen bewiesen als die LBBW.
Absicherungen stehen, neben Kostensenkungen, seit einiger Zeit auch bei der Helaba auf der Agenda, nachdem kräftige Bewertungsabschläge ihr im ersten Halbjahr einen Vorsteuerverlust sowie eine Aufwandsquote von 119 Prozent bescherten und im Gesamtjahr den Blick auf ein jenseits der Risikovorsorge eigentlich solide laufendes Geschäft verstellt haben. Mit Kürzungen im Bestand, Umpositionierungen und nicht zuletzt Derivaten will die Helaba Volatilität aus ihrem Ergebnis nehmen. Noch ist ein Ende der Krise nicht in Sicht. Noch machen sich Banken regenfest.
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