Börsen-Zeitung: Lieber Private als Public, Kommentar zum Einstieg des US-Investors KKR bei ATU von Walther Becker
Frankfurt (ots)
Das ging ruckzuck. Ende Mai sagte Auto-Teile-Unger den für Mitte Juni geplanten Börsengang ab, einen Monat später ist der Kfz-Service- Dienstleister in neuen Händen. Gescheitert war das IPO an der Bewertung. Gelungen ist der Trade Sale zu einem höheren Preis, als Publikumsfonds erst kürzlich zu zahlen bereit waren. Die von den Banken genannte Spanne für den Unternehmenswert reichte von 1,1 Mrd. bis 1,4 Mrd. Euro. Der US-Finanzinvestor KKR blättert nun 1,45 Mrd. Euro hin.
Zum zweiten Mal entgeht dieses Jahr den Anlegern auf öffentlichen Kapitalmärkten eine womöglich substanzstarke Aktie. Denn auch beim Sanitärhersteller Grohe nahm der Finanzinvestor ein Secondary Buy- out vor. Fuhr BC Partners hier von Anfang an mehrgleisig IPO, Verkauf an einen strategischen Investor oder an ein anderes Private- Equity-Haus , so war ATU ganz auf die Börse fixiert. Nun berappt KKR 1,45 Mrd. für ATU, Texas Pacific und CSFB zahlen 1,8 Mrd. Euro für Grohe Summen, die an der Börse nicht zu holen waren.
Die verkaufenden Finanzinvestoren können sich die Hände reiben: Sie haben gut verdient. Das gilt für BC Partners wie für Doughty Hanson, die bei einer Haltezeit der ATU von lediglich zwei Jahren aus ihrem Cash-Einsatz das 3,5fache macht. Solche Renditen machen sich gut, wenn ein Fonds bei seinen Institutionellen neue Mittel einwirbt. Buy- outs werden so strukturiert, dass zwei Drittel des Preises schuldenfinanziert sind, die dem Kaufobjekt aufgebürdet werden. Diese Bilanzen schrecken beim IPO die Publikumsfonds ab. Die Probe aufs Exempel kommt, wenn die zweifach geleveragten Unternehmen plus zweimal Exit-Prämie an die Börse geführt werden sollen. Dann muss sich weisen, dass die Wette aufgeht.
Die Preise, die Private-Equity-Häuser zu zahlen bereit sind, belegen zumindest, dass sie sich hohe Renditen versprechen. Schließlich wollen ihre Investoren beim späteren Exit nochmal kräftig verdienen. Die verkaufenden Häuser realisieren indes schon jetzt satte Gewinne.
Am IPO-Markt schneiden sich Publikumsfonds, die nur noch Schnäppchen wollen, ins eigene Fleisch: Ihnen geht die Upside durch die Lappen. Forderungen nach Abschlägen auf den fairen Wert von 30% akzeptieren weder potenzielle Emittenten noch abgabebereite Gesellschafter. Das belegt auch das harzige IPO der Postbank, die die Post nicht unter Buchwert platzieren durfte.
Es ist ein gutes Zeichen für einen funktionierenden IPO-Markt, wenn Käufer keine Mondpreise akzeptieren. Werden die Bewertungen aber von Institutionellen in den Boden gerammt, dann hängt Private Equity Public Equity ab. Und das ist kein gutes Zeichen für den IPO-Markt.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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