Börsen-Zeitung: Kommentar von Bernd Wittkowski zu den Halbjahreszahlen der Dresdner Bank: Wieder im grünen Bereich
Frankfurt (ots)
Das ist fürwahr eine Neue Dresdner. Unter diesem Titel hatte Vorstandschef Herbert Walter vor einem Jahr das Zukunftsprogramm der Allianz-Tochter vorgestellt. Damals machte die in den roten Bereich gerutschte alte Dresdner den Eindruck eines Abbruchunternehmens. Heute ist Aufbruch angesagt. Der kommt nicht nur in der spürbar verbesserten Stimmung im Hause, sondern auch im aktuellen Zahlenwerk zum Ausdruck. Man kann fast beliebig unter den relevanten Positionen wählen, um die Fortschritte zu erkennen: Ertragskennziffern, Kosten, Risikoaktiva, Vorsorgebedarf überall ist die Turnaround-Story ablesbar. Dazu tragen Weichenstellungen wie der entschlossene Verkauf von Problemkrediten und nichtstrategischen Engagements, die Straffung des Beteiligungsportfolios oder die Verringerung der Fertigungstiefe durch Outsourcing entscheidend bei.
Man sollte so fair sein zu sagen, dass dies nicht allein die Verdienste des neu formierten Walter-Teams sind. Der positive Verlauf der Entwicklungslinien fängt vor dessen Zeit an. Aber erst Walter und Co. ist es gelungen, die Neuausrichtung so voranzutreiben und die Mannschaft nicht nur auf den oberen Etagen so zu motivieren, dass die grüne Bank in den grünen Bereich zurückkehren konnte. Besonders beeindruckt die Wende im Zweig Privat- und Geschäftskunden. Zum im Halbjahresvergleich fast verdreifachten operativen Ergebnis trug nicht gerade branchentypisch im schwierigen Umfeld auch die Ertrags-, namentlich die Provisionsseite bei.
Jetzt wäre es auch an der Zeit, die leidige Diskussion über die Zukunft von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) zu beenden. Je mehr die Neue Dresdner Gestalt annimmt, desto deutlicher wird, dass die neu fokussierte, seit langem profitable Investmentbank ein integraler Teil des Konzerns ist und dies tunlichst auch bleiben sollte, um den Kundenzugang zu den Kapitalmärkten zu gewährleisten. DrKW kommt heute mit der Hälfte des früheren Risikokapitals aus. Was soll also die künstlich am Leben erhaltene Spekulation über die Zuführung externen Wachstumskapitals?
Euphorie wäre trotz des bisher Erreichten fehl am Platz. Der Weg zur Eigenkapitalrendite von 15% nach Steuern ist noch weit. Aber klar ist: Die Richtung stimmt. Und die von Walter bekräftigte Absicht, in diesem Jahr vor Restrukturierungskosten die Gewinnzone zu erreichen, erscheint angesichts der Performance im ersten Semester wie Tiefstapelei. Doch so erfreulich sich die Entwicklung der Dresdner Bank darstellt: es darf nicht vergessen werden, mit welchen Opfern sie erkauft werden musste. Am Ende wird der notwendige Umbau 17000 von einst 47000 Vollzeitstellen gekostet haben.
(Börsen-Zeitung, 18.8.2004)
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