Börsen-Zeitung: Kommentar von Markus Frühauf zum AWD-Halbjahresergebnis: AWD hat geliefert
Frankfurt (ots)
Neue Quartals- und Halbjahresrekorde sowohl bei Umsatz als auch beim Ergebnis, die Prognosen für das Gesamtjahr deutlich nach oben angehoben und trotzdem führte die AWD-Aktie gestern mit einem Verlust von zeitweilig mehr als 5% die Verliererliste im MDax an. Aber so paradox, wie es auf den ersten Blick wirken mag, haben die Investoren nicht reagiert. Vielmehr sind sie der alten Börsenweisheit gefolgt: Buy on rumours, sell on facts. Vom vergangenen Freitag bis zum Mittwoch legte die AWD-Aktie um fast 13% zu. Dieser Kurssprung beruhte auf den Erwartungen einer nach oben korrigierten Prognose sowie guter Halbjahreszahlen.
All das hat das Vorstandsteam um Mehrheitsaktionär und Unternehmensgründer Carsten Maschmeyer geliefert. Die Diskussion um die staatlichen Versorgungssysteme stellen für das auf der unabhängigen Finanzberatung basierende Geschäftsmodell eine Steilvorlage dar. Vorsorgeprodukte lieferten fast zwei Drittel zum Umsatz, der in den ersten sechs Monaten um 17,5% das Niveau im Vorjahreszeitraum übertraf. Erst für das zweite Halbjahr rechnet AWD mit der Sonderkonjunktur bei der Kapitallebensversicherung, die nur noch bis Ende 2004 steuerfrei abgeschlossen werden kann. Bereits im Juli wurde hier eine lebhafte Nachfrage registriert. Gut möglich, dass die Prognose noch einmal angehoben wird.
Was AWD von seinen wichtigsten Wettbewerbern DVAG und MLP unterscheidet, ist vor allem die regionale Diversifikation. Die Hannoveraner haben neben Deutschland drei weitere Kernmärkte: Großbritannien, Österreich und die Schweiz, die zusammen mehr als 40% zum Umsatz beisteuern. In den chancenreichen Ländern Osteuropas kommen die Aktivitäten ins Laufen, ebenso bei der Eigengründung in Italien. In sämtlichen Auslandsmärkten von AWD ist die Altersvorsorge das zentrale Zukunftsthema.
Bei den blendenden Zahlen und Perspektiven fällt es schwer, Schönheitsfehler zu finden. Sicherlich lädt der mit 41% exorbitant hohe Umsatzanteil von Fondspolicen dazu ein, Zweifel an der Beratungsqualität zu hegen. Denn die Fondspolice ist mit ihrer Provisionsgestaltung für den Kunden das teuerste, für den Vermittler aber das lukrativste Produkt. Zudem wird zum wiederkehrenden Geschäft auch das Neugeschäft mit Stammkunden dazu geschlagen. Dass diese irgendwann auch gesättigt sein können, wird dabei nicht berücksichtigt. Konservativ wäre es, nur die Bestandsprovisionen als wiederkehrendes Geschäft zu bezeichnen.
Dass Klappern zum Handwerk gehört, weiß niemand besser als Maschmeyer. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass AWD bislang stets geliefert hat.
(Börsen-Zeitung, 20.8.2004)
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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