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Börsen-Zeitung: Teurer Strom hilft Wirtschaft, Kommentar zu Forderungen nach einer Strompreisaufsicht von Ulli Gericke

Frankfurt (ots)

Nachdem das Öl in den vergangenen Monaten massiv
teurer geworden ist, haben jetzt auch Stromkonzerne deutliche
Preiserhöhungen angekündigt. Und auch bei Gas ist die nächste
Tarifsteigerung bereits avisiert. Entsprechend blank liegen die
Nerven bei privaten wie industriellen Energieverbrauchern – zumal die
Gewinne der Öl- und Stromkonzerne zugleich merklich zulegen.
In solchen Situationen blühen Verschwörungstheorien und gedeihen
Rufe nach einfachen Lösungen. Die tollsten Ideen haben dabei die
Liberalen. Da die Höhe der Energiepreise derzeit das größte
Konjunkturrisiko darstelle, sollte der Bundeskanzler einen
Energiegipfel mit Verbraucherverbänden und Wirtschaft einberufen.
Zudem plädiert der FDP-Bundesvorstand für eine Halbierung der
nationalen Ölreserve. Mit den daraus resultierenden Erlösen von 3 bis
3,5 Mrd. Euro sollte die Mineralölsteuer befristet gesenkt und Luft
aus der Spekulationsblase an den internationalen Ölmärkten genommen
werden. Freilich würde damit der langfristige Steuerungseffekt hoher
Preise konterkariert, der inzwischen selbst in den USA die beliebten
Spritfresser auf den Highways ausbremst.
Kurzfristige Vorschläge führen vor allem bei endlichen Gütern wie
Öl, Gas und Kohle eher in die Irre denn zu vernünftigen Lösungen.
Hier muss grundsätzlich gelten: Sparen. Sonst fallen die künftigen
Preiserhöhungen noch drastischer aus, da die Reserven schneller
schrumpfen.
Unumstritten ist also, dass die Energiepreise weiter steigen. Ob
sie allerdings in dem Umfang zulegen müssen, wie die Stromkonzerne es
angekündigt haben (oder demnächst werden, denn auch EnBW denkt über
Erhöhungen nach), bleibt fraglich. Zu offensichtlich ist, dass die
Energieversorger alte Kraftwerke vom Netz nehmen, um vermeintliche
Überkapazitäten abzubauen. Die drohenden Knappheiten schlagen sich
aber umgehend in steigenden Risikoprämien bei der Leipziger
Strombörse EEX nieder. Der dortige Kurs gilt jedoch allen Stromern
als Referenzwert – auch bei den Konzernen, die über eigene
kostenstabile Braunkohlevorkommen verfügen oder über Atomkraft.
Dagegen dürfte die Hoffnung auf den kommenden strengen Regulierer
wohl unerfüllt bleiben. Natürlich wird er hier und da versuchte
Missbräuche bei den monopolistischen Gas- oder Stromnetzen
verhindern. Nennenswert sparen werden Verbraucher damit nicht, sind
doch auch heute schon Netzentgelte und Privatkundentarife staatlich
kontrolliert. Die einzig dauerhaften Lösungen gegen steigende Öl-,
Gas- und Strompreise sind folglich energiesparende Techniken – auch
weil diese Anlagen oder Autos weltweite Exportschlager werden können
angesichts globaler Energieknappheiten.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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